Da sitze ich nun, kann meine Augen kaum offenhalten und versuche die Eindrücke der letzten drei Tage zu Papier zu bringen. Normalerweise würde ich sagen, mir fehlen die Worte. Aber das ist ja nun mal unfassbar abgedroschen und billig. Also sage ich: Man glaubt es kaum, aber mir fehlen wirklich die Worte.
Wir reisen wohlgemut am Freitag an (zwei Kollegen sind schon Donnerstags gefahren, um die Freitag morgens mit Transportern ankommenden Autos wieder in Empfang nehmen zu können. Wir kommen um die Mittagszeit im Hotel an und ich stehe wieder mal an einer Rezeption. Ich stelle mich freundlich vor und sage daß auf meinen Nahmen ein Zimmer reserviert sei. Und? Was passiert? Ja, richtig. Nix. Die Agentur der Unfähigkeit hat wieder zugeschlagen. Große Augen starren mich an. Nein, für sie ist erst ab morgen ein Zimmer reserviert. Ebenso wie für meine Kollegen.
Darf ich sagen, daß ich kurz davor war nach Würzburg zu fahren und den/die Verantwortlichen mit einem stumpfen Plastik-Espressolöffelchen auszuweiden? Ich diskutiere mit der Frau hinter dem Tresen und erfahre daß immerhin einer der beiden Kollegen, die am Vortag angereist waren, aber beide in einem anderen Hotel (das übrigens auch nix von ihnen wußte) übernachtet haben, schon gebucht war.
Der andere Kollege war nicht einen Tag zu spät gebucht war, sondern gar nicht. Nun sind wir genau 7 Leute + 3 von der Agentur und 4 Trainer. Und von unseren sieben sind zwei Personen in einem extra Hotel untergebracht. Ich behaupte mal, ohne mich massiv aus dem Fenster lehnen zu müssen, daß hätte selbst ein Marienkäfer mit Waldorfschulenabschluß buchen können. Aber diese Horde von Dilettanten kriegen es wieder mal nicht gebacken... Aber was reg ich mich auf? War das nicht der Erwartungshorizont?
Apropos Horizont. Den seh ich aus meinem Zimmer übrigens nicht. Warum? Weil ich im Keller wohne. Mein Fenster ist ebenerdig. Ich könnte den Kaninchen beim ficken zuschauen, wenn mein Fenster nicht auf einen Parkplatz raus gehen würde. Also sehr viel trauriger habe ich bis dato nicht gewohnt. Mal abgesehen davon daß man am Nachbargrundstück am Samstag Abend ein Zelt aufgebaut hatte und bis 2 Uhr Nachts so Highlights wie „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins...“ gespielt hat. Lärmschutzfenster? HAHA, was für ein Scherz! Wovon träumt ihr?
Was uns auch begeistert hat war die Info, daß es am Wochenende Frühstück erst ab 8:00 Uhr gibt. Hmmm. Da haben wir schon angefangen zu arbeiten. Frühstücken wie ein König... jaja...
Telefonisch bin ich übrigens im Hotel nicht zu erreichen. Warum? Weil ich keines im Zimmer habe. Genausowenig wie eine Fernbedienung für den Fernseher. Aber wird dieser ganze technische Firlefanz in unserer Gesellschaft nicht unglaublich überbewertet? - Wo ist eigentlich mein Handy? Ich will es nur mal kurz drücken und knuddeln...
Die Verwalterin des Schlosses war übrigens auch reichlich überrascht, daß Freitag morgen bei ihr 8:00 Uhr LKW-Autotransporter aufgeschlagen sind. Die wußte nicht das wir schon Freitags kommen Ihre Unterlagen sagten Samstag. Freitag war hier eine ziemlich großes Konzert und entsprechend eng gings zu. Ein Traum! hab ich schon was schlechtes über die Planungsabteilung gesagt? ja? Dann war alles was ich geäußert habe bis dato einfach nur massiv untertrieben.
Samstag gabs übrigens lecker Catering. Erbsen/Linsen Eintopf mit Würstel. Und was soll ich sagen? Sie haben den Koch aus Marbella importiert. Freunde, ich wüßte bis dato nicht, daß man Eintopf geschmacksbefreit kochen kann. Aber es geht. Da hat selbst Maggi einen aussichtslosen Kampf gefochten. Das Essen wäre selbst für einen verhungernden Schiffsbrüchigen ein Grund gewesen wieder raus aufs Meer zu rudern.
Ein neuer, bewegender Beitrag zum Thema traurige Fehleinschätzung:
Nachdem wir am Samstag bereits alle Fahr-Fahrzeuge gereinigt hatte, dachte ich naiver Tölpel, es würde am Sonntag ratzfatz gehen mit den restlichen 11 Ausstellern. Schwupps rein in die Halle und schnell aufbereitet und dann schön noch nach Hamburg fahren und nett ausgehen.
Zuerst werden drei Aussteller CL benötigt. In der sogenannten Remise. Ich fahre die Teile frohen Mutes vor, schau mir den Platz an und werde leicht blaß. Ich schlucke, schaue genauer. Das ist der Moment in dem Dracula neben mir als Häupling der Zulus durchgehen hätte können.
Ich bitte B. ins Auto, weil der nen Plan vom Fahren hat. Wir fahren das Auto so schräg wie möglich durch das Tor, und stellen dann fest, daß der Platz den wir zum rangieren haben, um das Auto ganz in die Remise rein zu bekommen im einstelligen Zentimeterbereich ist. B., ja eh nicht als Zenmeister der Geduld bekannt steigt aus, murmelt erbost was von Scheiße, alles zu eng... und fragt nach den „Go-Jacks“ (So ne Art Wagenheber mit Rollen drunter. Kommt unter jedes Rad einer, dann kann man das Auto auf der Stelle drehen). Ich tappel zu dem örtlichen Vertreter der Agentur und stelle die G-Frage. Ratloser Blick, dann oh, die Dinger stünden in Würzburg. Ich bin begeistert. Da stehen sie echt toll. Die Kollegen sind da schon seit einer Woche. Da wird nix mehr rumrangiert. Überhaupt gar nie nix. Hat man sie dort als Wandschmuck (avantgardistisch) verwendet? A. kommt und meint: Los laß uns probieren ob wir die Mühlen nicht doch irgendwie reinkriegen. Wie ihr auf dem Bild sehen könnt ist da nicht wirklich viel Platz. So haben wir im 5 cm Bereich rumrangiert und olé kaum eine halbe Stunde später war der erste Wagen drin. Der erste von dreien... Naß waren die Dinger ja auch, weil sie über Nacht im Freien standen. Und nasse Aussteller sind die wahre Pracht...
So sieht das platzmäßig aus in der Remise. Ist nicht die Welt. Gar nicht.
Dann die Autos in der Scheune. WOW, WOW! Können nur mit Lastverteilungsplatten bewegt werden, weil sonst der Boden bricht. Mmmmm. Da kommt Freude auf. Also Autos rein (siehe Bild) und aufs Podest. 4 Stunden für 8 Autos.
Lastverteilungsplatten werden so verlegt wie früher Holzrollen für die PyramidenSteine Das dauert. Wie schon bei den Pyramiden.
Auto steht am Podest. Knack, Knack. Zwei Podestplaten durchgebrochen. Ich weise den Bodenbauer freundlich darauf hin, daß man von Seiten DC nicht wirklich glücklich darüber sein wird, wenn das Auto in einer Kuhle steht. Er kuckt unglücklich und meint der Hersteller der Podeste hätte versichert, daß sie die Last tragen würden. Ich wende meinen Kopf und sende der Kuhle, die nicht sein dürfte, einen vorwurfsvollen Blick.
Das Auto stand schon mal auf dem Podest. Bis die Platte brach. Und dann haben wirs wieder ganz raus und ein anderes rein gefahren. Also das mittlere Auto wieder runter vom Podest, Podest wird unterfüttert. Dann Auto aus der Halle (Verteilungsplatten...) raus (wir wollen doch ein anderes...) , neues Auto rein.
Da wir aus Platzgründen aber alle Autos erst mal in der Halle brauchen, fahren wir erst mal alle rein und parken sie auf Verteilungsplatten. Dann bauen die Kollegen ein zweites Podest für die nächsten drei Autos. In der Zwischenzeit erfahre ich, daß die Autos in der Remise umgeparkt werden müssen. Sprich zwei vertauscht und beide gedreht... buhuhu... wildes rangieren und probieren... und mit Luftanhalten passen da zwei Autos aneinander vorbei und hinten in der Ecke der remise kann man auch "wenden in 10 Zügen spielen"... Glück gehabt. Dauert aber natürlich.
Zweites Podest fertig, Autos drauf, genau wie am Plan. Leider ist der Plan zu eng. Man kann die Türen nicht richtig öffnen.
Da es mittlerweile schon so gegen 20:00 ist kommt ein charmanter Ausweichplan zum tragen. Mittlerweile sind die oben angesprochenen "Go-jacks" per Kurier eingetroffen und wir wollen versuchen die Austeller nur auf dem Podest zu verschieben, um den Kollegen die komplette Demontage des Podestes zu ersparen.
Ich schau mir die "Go-Jacks" an und meine nur das 1250 (amerikanische) Pfund vom Gewicht her etwas dürftig sind. Das sind so etwas 475 Kilo pro Reifen. Leider wiegt so ein Auto etwa 2,4 Tonnen. Wildes Abwinken der Agentur-Heroen. Damit hätte man schon Kleinlaster bewegt. Ich nicke Gottergeben und denke mir: Mag ja sein, aber vermutlich nicht auf einem Teppich."
Wie sich der gemeine Leser und erfahrene Autodieb schon gedacht hat, endet unser reichlich erfolgloser Versuch auch nur eines der zwei zu bewegenden Fahrzeuge zu verschieben mit 4 "Go-jacks", die traurig ihre kleinen Rollen abknicken und von nun an im Go-Jack" Himmel weiter wuchten dürfen. Die tragen das... Ich werf mich weg...
Dann endlich eine Entscheidung wegen der Türen. Der Bodenbauer muß das Podest verbreitern, damit die Türen vernünftig geöffnet werden können. Lange Gesichter. Alle Autos wieder runter vom Podest. Podest wird zerlegt. Dann wird, es waren natürlich keine Reserveteile fürs Podest da, was auch immer gezaubert. Nachts um 01:00 Uhr standen dann die Autos wieder auf dem Podest.
So sihet das dann fertig aus. Unterfüttertes Podest, samt neuem Auto. Ich hätte nachts um 01:00 Uhr nie gedacht, daß das morgens dann so aussieht. Irgendwie ein kleines Wunder.
Nun passt der Abstand zwischen den Autos. Man kann alle Türen öffnen ohne anzudengeln.
Ach zwischenrein haben wir die Autos in der Remise noch mal komplett verändert, weil sich wieder was geändert hatte. Was? Irgendwann ist einem mal aufgefallen daß so wie der Plasma für die Präsentation stehen sollte, leider die Teilnehmer vor der Remise im freien sitzen müßten. Hätte bei der Planung schon jemandem auffallen können. Oder? Doch schon...
Als Leidtragender von einer derartig gruseligen Planung darf ich sagen ich bin für die Einführung von Folter. Also nicht zur Erpressung von Geständnissen, da macht es wenig Sinn. Nein, zu meiner ureigenen Rachebefriedigung. Grumel...