Fehlerbehandlung al á Chef
In meinem bisherigen Berufsleben habe ich ja schon die unterschiedlichsten Reaktionen auf Fehler von Mitarbeitern erlebt. Ich war ja auch selber bereits Chef und musste mich mit den Fehlern anderer, niederer Menschenformen herumschlagen. Und dann, so ganz langsam, im Laufe meiner Äonen umfassenden Entwicklungsgeschichte, dämmerte mir eine, nun ich will bescheiden bleiben, bahnbrechende, epochale Erkenntnis. Egal, ob abgebrochene Hauptschule, besserwisserische Abiturienten, diplomierte, Schlips tragende BWL-Schwaller, wirklich egal wer, sobald sie was arbeiten, werden sie Fehler machen. Mach einer davon ist ärgerlicher als andere, aber im Regelfall werden sie nicht böswillig oder absichtlich gemacht.
Und dann gibt es noch die phänomenale Sorte Mensch, die keine Fehler macht. Man nennt sie „Chef“. Gut, ich war seinerzeit die Ausnahme, weil ich mir erlaubt habe, wie alle anderen auch, Fehler zu machen, aber vermutlich einfach besser war meine eigenen Fehler vor mir als Chef zu vertuschen. Meistens war mir ein kurzes Stöhnen als Rüge an mich selber genug.
Aber darüber will ich nicht berichten. Im Rahmen meiner beruflichen Achterbahnlkarriere habe ich sehr viele unterschiedliche Methoden kennengelernt mit Fehlern umzugehen. Ich selber, wie ich mir schmeichlerisch, unterstelle reagiere zumeist gelassen und überlege wie der Fehler schnell und einfach zu beheben ist. Am besten unter Einbeziehung des Verursachers.
Andere Chefs haben mich wegen Fehlern angebrüllt, dass eigentlich das Bundesamt für Lärmschutz einschreiten hätte müssen. Wieder andere sind persönlich betroffen. Schütteln den Kopf und sagen so aufbauende Dinge wie „von Dir hätte ich mehr erwartet“, gefolgt von weiterem Kopfschütteln und einer Niedergeschlagenheit, die kurz vor Selbstmord rangiert. Wieder andere Personen sprechen dann plötzlich in der 3ten Person von einem: „Was hat der Roy denn da wieder gemacht“. Ist sicher weniger befremdlich wenn man nicht direkt vor einander steht. Aber im Zwiegespräch... Sehr seltsam!
Nun ist aber eine neue Variante dazu gekommen. Zur halbwegs objektiven Einordnung des Fehlers eine kurze Beschreibung: Es geht um eine „Freizügigkeitsbescheinigung“ Die wird Europäern ausgestellt, die hier her kommen. Die muss man normalerweise nirgendwo vorlegen und sie interessiert an sich auch keinen. Im besten Fall sollte man sie haben wenn man in ein Land reisen möchte in dem man ein Visum benötigt.
Nun ging einem Klienten diese Bescheinigung auf dem Postweg verloren und es sollte eine neue beantragt werden. Ich bekam die Unterlagen und muss gestehen dieser Auftrag ist mir durchs Raster gefallen, da er just zu der Zeit kam als mein Vater starb. Also stehe ich bei der Cheffin und frage nach der Nummer, um den Klienten anzurufen und ihn zu treffen um die nötige Unterschrift auf der Vollmacht abzuholen. Antwort (hier bitte einen empört herablassenden Ton gedanklich einpflegen): Wie das ist noch nicht erledigt? Aber das ist doch schon drei Wochen her! SO GEHT DAS NICHT! GIBT DAS HER.!“ Ich gebe ihr die Unterlagen und meine, ich würde das halt jetzt sofort (kostenlos) erledigen, weil ich Zeit hätte. Sie: „So geht das nicht!!! Ich entziehe dir den Fall.“ Ich: „Dann dauerts aber sicher noch länger. Ich kann es jetzt sofort erledigen.“ Sie: „Ist mir egal, ich mag nicht mehr!“ Ich: „Na dann geh ich halt. Tschüß.“
Wenn ihr jetzt das Bild eines Kindes vor Augen habt dass an der Supermarktkasse aufstampft um, einen Lolli zu erhalten, deckt sich das ungefähr mit der Situation. Gut, wir streichen Weinen, knallroten Kopf und das Stampfen, aber die das Bild „bockiges Kind“ trifft es schon ganz gut.
Wie kann man den so mit einem Fehler umgehen? Man macht sich doch selber komplett zum Affen und darüber hinaus lässt man den Mitarbeiter wie einen Vollidioten dastehen, der nicht in der Lage ist seinen Fehler zu beheben. Die Vokabel „einfühlsam“, schwebt auch noch feixend durch den Raum.
Eine klassische, vollkommen überflüssige Lose-Lose Situation. Man zeige mir ein Fachbuch in dem so eine Problembehandlung vorgeschlagen wird. Ich zumindest kenne keines. Das ist doch kompletter Unsinn! Und mit ein wenig Selbstreflektion, könnte man zu einer durchaus ähnlichen Einschätzung seines Verhaltens kommen. Aber da greift vermutlich der Standard-Chef-Reflex. Ich weiß wie es geht, mache keine Fehler und bin von Idioten umgeben. Womit sich der Kreis zu den erstgenannten Chefs wieder schön schließt.
Vielleicht sollte man für Chefs auch einfach zwangsweise einen Hofnarren einführen, der ihnen immer wieder vor Augen führt, dass sie auch nur Menschen sind. Stellt euch mal eben euren Chef vor wie er durch die Gänge wandelt, verfolgt von so jemandem.
Ich kann mich an diesem Gedanken durchaus erfreuen.
Nachtrag zur Trauerfeier. Nur dass ihr einen Eindruck davon erhaltet, wie schlecht es war – jenseits des Kommentars von H.S. - Meine Mutter war so verärgert, dass sie ein paar Tage nach der Zeremonie zu dem Priester (in meiner Begleitung) gegangen ist, um ihm zu sagen was sie von ihm gehalten hat. Und was soll ich sagen, nach dem meine Mutter ihn anhaltend die Leviten gelesen hatte, frage sie ihn warum es den so desaströs war? Ob er eine Erklärung hätte. Er beginnt mit: “Also...“ Dann folgt eine lange, sehr lange Pause ca 10 – 15 Sekunden in der er wahlweise seine Hände betrachtet oder das Innere seiner Augenlider. „Also... dazu kann ich gar nichts sagen außer dass es mir leid tut...“ Da dachte ich schon, meine Mutter langt ihm gleich eine. Immerhin muss man sagen, dass er immer so gruselig spricht, nicht nur auf der Beerdigung. Aber das rettet jetzt natürlich auch nix mehr.
Gestern habe ich übrigens bei meinem Auto eine neue Hutablage erworben, da der Vorbesitzer 2 nette Löcher wegen Boxen drin hatte. Nun schnallt euch an: Ford möchte 250 Euro für eine Hutablage. Das ist keine aus ostbengalischem Tigerpenis gefertige, goldgefasste Leder Hutablage. Das ist Plastik mit so fusseligem Teppichbezug. 250 Euro. Da fällt mir nix mehr ein. Ich fand ja schon die 15 Euro, die ich am Schrottplatz für das Teil dann letztendlich berappen musste, teuer. Was ist denn das für eine Welt in der Hutablagen deutlich über 100 Euro kosten. Da stimmt doch was nicht. Und das ist nur ein kleines Zeichen dafür dass was nicht stimmt!
Kopfschütteln!
Grüße, ihr Hasen,