Sonntag, November 28, 2010

Es kommt dick.

Bevor ich auf einen durchaus heiteren Pragurlaub zu sprechen komme, noch ein kurzer Einschub, der schon ein paar Tage her ist, den ich aber vergessen habe zu erwähnen. Kürzlich war ein Freund von V. aus Hamburg hier zu Besuch. Anlässlich der Braumesse hat er sich hier mit einigen Kollegen getroffen und gemeinsam haben die Herren abends die Nürnberger Kneipenlandschaft auf der Suche nach gutem Bier abgegrast. Und Nürnbergs Biervorräten einen enormen Einbruch beschert.

Das ist nun aber nicht das ausschlaggebende an der Geschichte. In dieser Geschichte taucht der, ich zitiere meine Liebste, unglaublich süße Christian auf. Christian, der entweder Nürnbergs Biervorräte im Alleingang halbiert hat oder gar nix verträgt. Dieser Christian, mit seinen alkoholroten Bäckchen, seinen glasigen Augen und einem gewaltigen Koordinationsproblem, das seinen Kopf in einer Tour hat hin und her schlackern lassen. Christian, der V. im Laufe des Abends ca. 19 mal seine Liebe gestanden hat. Dies übrigens auch vollkommen unbeeindruckt von der Tatsache, dass ich gleich nebenan saß. Und Christian war nicht großer und bedeutend stärker als ich. Nur betrunken. Sehr betrunken. Jener, ach so süße, Christian sitzt also wankend neben meiner ein wenig hingerissenen Liebsten und erfährt, dass ich ihr Freund bin. Er sieht mich mit seinem wackelnden, unfokussierten Blick an und meint ich wäre cool. Ich bin erleichtert. Meine Liebe wurde von Christian persönlich abgesegnet. Puh. Christian ist aber noch nicht fertig. Ich sei cool weil ich ihn an jemanden erinnern würde. Ich blicke fragend, und erwarte Thomas D von den Fanta 4 zu hören. Das kenne ich schon, und das kommt immer wieder vor. Er atmet tief ein, konzentriert sich und es bricht aus ihm heraus: Ich sähe aus wie Jogi Löw.

Ja. richtig, wie Joachim Löw. Nun kann man mir ja viel vorwerfen, aber sicher nicht, dass ich auch nur einen Hauch optische Ähnlichkeit mit unserem Bundestrainer habe. Wer meinen Doppelgänger Jogi optisch nicht so präsent hat, hier eine kleine Hilfe.

Man, man man. Löw. Den mag ich so was... NICHT. Danke süßer Christian. Danke.

Aber nun wird es wieder aktuell. Wir haben noch einen kleinen Erholungsurlaub eingeschoben, um uns vom anstrengenden Spieleurlaub zu erholen. Wunderbares Hotel, riesen Zimmer am Fuße der Burg.

Nun muss man, bevor ich fortfahre, wissen, dass ich als Nürnberger, der ja noch nie in seinem Leben außerhalb von Nürnberg gewohnt habe, gewisse „Anfeindungen“ hinsichtlich meiner Weltläufigkeit und meiner ungenügenden kulturellen Bildung ausgesetzt bin. Ich habe ja noch nie in einem anderen Land gelebt, keine große Zahl an Freunden mit migrantischem Hintergrund, Nichts. Daher ist es mir ein Anliegen kurz auf die norddeutsche Weltgewandheit und kulturelle Überlegenheit hinzuweisen und diese mit folgendem Beispiel zu untermalen.

Wir nehmen also gerade das Zimmer in Augenschein, ich komme aus dem Bad und meine erfreut: “Oh, wir haben sogar ein Bidet.“ Der Blick meiner Liebsten umwölkt sich.

Redaktioneller Einschub zur Schilderung des Bades: von links nach rechts: Wand, WC, Bidet, Handtuchhalter, Waschbecken, Badewanne, Wand. Mehr Details brauchts vermutlich nicht, oder? Ein typisches, relativ geräumiges Hotelbad.

Sie: “Aber bitte bespritze nicht die Handtücher.“ Leicht gequälter Gesichtsausdruck. Ich: „Bitte?“ Sie wiederholt ihre Aufforderung. Ich: „Du glaubst doch nicht etwa, dass ich ins Bidet pinkle, oder?“ Sie ist irritiert. „Aber dafür benutzt ihr Männer doch so ein Ding. Deswegen freut ihr euch doch immer, wenn so was da ist.“ Ich habe einen kleinen Lachanfall. Nein, einen großen. Menschen mit Kultur und Bildung nutzen derartige Einrichtungen für etwas ganz anderes. Ich sammle all die Ernsthaftigkeit, die mir noch verblieben ist und erkläre die reinigende Nutzung eines Bidets.

Hamburger Weltgewandtheit entlockt mir doch manchmal ein sehr vergnügtes Schmunzeln. Aber ich bin ja auch nur ein kleiner bayrischer Hinterwäldler mit merkwürdiger Sprache und von bescheidenen Sitten.

Was mich zu einer ebenfalls sehr niedlichen Situation auf dem Heimweg im Bus bringt. Wir fahren also im Bus von Prag nach Nürnberg. Links von uns am Straßenrand der erste Schnee in der Schräge der Straßenböschung. Rechts keiner. Die bessere Hälfte nimmt dies erstaunt zur Kenntnis. Ich meine dieses Sachverhalt würdigend, dass die schneebedeckte Seite die ist, die dem Norden zugewandt ist und somit aufgrund der geringeren Sonneneinstrahlung noch Schnee aufweist. Damit war der Fall für mich an und für sich abgeschlossen. Was – wie schlauere Menschen ahnen hätten können - ein grober gedanklicher Fehler war. Zunächst blitzt der ganz normale weibliche Unglaube gepaart mit dem dazugehörigen generellen Widerspruchsgeist auf. Dann beginnt hektische Betriebsamkeit am Nachbarplatz. Das intensive Nachdenken über die Himmelsrichtung findet mittels kompletten Körpereinsatz statt. Das einfacher gestrickte Geschlecht stellt sich einfach eine Karte vor, und weiß rechts Prag, links Nürnberg; Fahrtrichtung Nürnberg, also linke Böschung dem Norden zugewandt. Oder noch einfacher das Transferwisssen Schnee links, rechts keiner, diese Seite geht grob Richtung Norden. Jäger, Höhlenmenschen, und so... Männer können so was. Ihr wisst Bescheid. Also wie erwähnt. Am Platz neben mir wird der verwerfliche Versuch gestartet den Bussitz durchzuscheuern. Da wird sich links gedreht kurz verharrt, rechts gedreht, der Kopf grübelnd geneigt und dann erneut links drehen, rechts rutschen, wild mit den Händen herumfuchteln. Den Kopf merkwürdig verrenken. Man fragt sich als unbeteiligter unwillkürlich ob der Sitz der Liebsten eine defekte Sitzheizung aufweist und ihr aktuell der Hintern brennt. Oder ob es ein leichter epileptischer Anfall sein könnte. In der Summe muss man auch festhalten, dass Busunternehmen dazu übergehen sollten Bürostühle einzubauen. Das schont die Bezüge ungemein, sobald Frauen an Bord sind, die über die Himmelsrichtung nachsinnieren. Dann nach groben 2 Minuten des hin und her drehens, Kopf verrenkens und wild gestikulierens, kommt die Bestätigung ja, die Seite links von uns – hierbei wurden erneut weitgehend kryptische Handbewegungen zum Einsatz gebracht, die den vor einigen Minuten thematisierten Sachverhalt erläutern sollten – dem Norden zugewandt sei. Inklusive einer Erklärung wie und warum das Bestimmen der Richtung diesen enormen Körpereinsatz von Nöten mache. Ich kann allerdings die Erklärung nicht wiedergeben. Wirklich. Ich habs nicht verstanden.

In Prag selber, übrigens eine wirklich wunderbare Stadt, ist mir insbesondere ein Begebenheit in der Erinnerung haften geblieben. Wir wandern so durch die Stadt. Dann sehe ich rechts von mir folgendes.

Ich bin erstaunt und fotografiere diesen Sachverhalt. Drei Meter weiter dieses

weitere Drei Meter weiter dies

und noch mal einige Meter weiter das.

Also noch mal, diese 4 Bilder sind innerhalb von 20 Metern entstanden. Was geht da vor? Die harmlosere Vermutung besagt, die Tschechen haben es geschafft sehr bodennahe Baumwollpflanzen zu züchten deren Samenkapseln gleich Dessousform haben. Alles was ich ansonsten in meiner Phantasie zu dieser Bilderserie abspielt, ist weit von Jugendfreiheit entfernt. Aber mal ehrlich. Wenn wir uns an dieser - auch eher wenig einladenden – Stelle einen lustigen Gangbang mit einer Horde junger Tschechinnen – optisch eine durchaus sehr ansprechende Sache, die gemeine Tschechin - vorstellen...................... Äh, ich lasse hier ein wenig Raum für Bilder des inneren Auges…................, was mag passiert sein, dass diese jungen (ich unterstelle dies einfach wegen des angenehmeren Bildes vor meinem geistigen Auge) Damen ihre Unterwäsche zurück gelassen haben? Es handelt sich ja immerhin um Bekleidungsstücke, die bei geringer werdenden Stoffmengen rapide im Preis steigen. Und bei der fragilen Gesundheit der vermuteten Trägerinnnen (die ja alle schlank und attraktiv sind) muss man ja neben dem monetären Aspekt auch bedenken, dass es auch ordentlich kalt war. Und bei den doch eher kurzen Röcken, die zu tragen in Prag vermutlich gesetzlich vorgeschrieben ist, umspielt doch ein kühler Wind die Lippen. Ich sehe schon eine Gruppe junger Frauen alle mit Harnleiterunterkühlung beim Arzt stehen und verlegen eine Erklärung stammeln... Ich kann diese Bilder nicht wirklich erklären ich kann nur dokumentieren dass die Zustände in Prag mancherorts durchaus Anlass zu weiteren Fragen aufwerfen.

So ihr Lieben, ich kann nicht weiterschreiben. Mit diesen Bilder im Kopf kann ich mich nur sehr schlecht konzentrieren... CU

Montag, November 22, 2010


Vom Leben im Hotel

Eine Woche spielen liegt hinter uns. Und es ist eine Art Wunder geschehen. Ich habe das Hotel verlassen. Und das nicht um mal eben was vom Aldi zu holen. Nein, ganz ernsthaft um zu wandern. Ich sehe, man muss natürlich anfügen, es war eine Art Bonus wandern, verbunden mit dem Finden von Geocachen. Und in netter Gesellschaft kann man sogar wandern. Ist ja auch eher ein spielerischer Wanderansatz. Aber, nichts desto trotz, war ich in diesen 6 Tagen länger draußen als in den 6 Jahren zuvor. Das wirft bei den Spielern natürlich ein ganz dramatisches Problem auf. Die fremdeln ja sofort. Man riecht nach Frischluft und schon erkennen sie einen nicht mehr und machen so Abwehrzeichen als ob man ein Vampir wäre.
Aber ansonsten war es großartig. Ich war mit V. an der frischen Luft. Ne feine Sache.

Nun muss man, weils thematisch so gut passt, doch eine kurze Anmerkung zu dem weiblichen Verständnis eines kurzen Moments hier anfügen. Männer verstehen unter einem kurzen Moment meist so eine Zeitspanne von einigen wenigen Minuten. Im Gespräch, das dazu diente, mich kleines Schaf vor die Türe zu locken, war von einem kurzen und schnellen Abstecher ins Dorf die Rede. Das klingt für mich - in wilder Liebe entbrannt, aber dabei leider der geistigen Umnachtung anheim gefallen - nach dem schnellsten und direkten Weg in die Stadt und wieder zurück. Ha! Denkste. Als ich an der ersten Abzweigung nach links abbiegen wollte, um in den Ort zu kommen, wurde ich sanft geradeaus gelotst. Ich bin ein wenig irritiert und frage nach. Der Weg sei nur minimal weiter aber dafür landschaftlich herausragend. Landschaft. Im November im Sauerland. Wow. Wenn man das googelt kommt so was.


Und nein, ihr Helden, das ist nicht das Sauerland. Schon gar nicht im November. Da kann man bei leisem Nieselregen seine Füße beim schimmeln betrachten, sonst eher wenig.

Also, um dieses „minimal“ weiter zu veranschaulichen hilft der Blick auf die Karte. Und nun ratet mal welchen Weg ich genommen habe? Hilfe gefällig? Der Blaue wars nicht.



Der ein oder andere komplett Plan befreite wird nun sagen: Och, so weit isses doch gar nicht. Ja seid ihr noch zu retten Wir sind da ja nicht zum Spaß! Wir sind da zum spielen. Da kann man mit durch die Gegend irren keine Zeit vertrödeln. Aus euch wird nie ein Spieler...

Spielerisch wars übrigens ein gutes Jahr. Nein, Freunde der italienischen Oper, ich hab natürlich keine unheimliche Gewinnserie gestartet. Schließlich leben wir nicht im Royverse sondern im guten alten Universum. Aber Spaß hatte ich alle mal. Es gab keinen Riesenknaller, aber eine Reihe guter Spiele. Mein Favorit: Rallyman, ein Rennspiel das das Thema Rally sehr fein umsetzt.

Aber ich muss übrigens noch mal auf unser Hotel zu sprechen kommen. Seit 25 Jahren immer wieder in der Kritik. Oft, gerne und nicht immer zu unrecht wegen des Essens. Auch ich gebe gerne zu, dass mich das Essen nicht immer vom Hocker haut. Aber es zwingt mich auch nicht auf die Porzellanschüssel. Es ist nicht immer toll, äh... eigentlich eher selten, aber es bringt einen auch nicht um. Und wenn man überlegt, dass 5 Übernachtungen mit Halbpension, Hallenbad, Sauna und Dampfbad und diversen anderen Annehmlichkeiten grade mal 260 Euro kosten, finde ich übertriebenes Gemecker übers Essen auch irgendwie unfair.

Es gibt aber durchaus Dinge im Hotel, die einen zum Staunen bringen. Freitag Abend: An unserem Tisch werden mehrere große Spezi bestellt. Geliefert wurden aber nur kleine. Und jetzt anschnallen für die Begründung. Sie haben keine großen Gläser. Weil sie nicht damit gerechnet hatten, dass so viele große Getränke bestellt werden würden. Jetzt schaut bitte nicht so, das ist keine Erfindung. Das war die Begründung. Allen Ernstes. Jetzt aber mal ehrlich: Wir sind seit 25 Jahren in dem Hotel. Ich frage mich schon, ob es arg vermessen ist, die Vergangenheit mal auf ganz seichtem Niveau zu analysieren und sich die Trinkgewohnheiten der Gäste anzusehen. Das ist ein Haus mit ca 100 Zimmern. Keine Pension. Nun werdet ihr sicherlich sagen: Na ist ja kein Problem, wenn grade Aliens die großen Gläser entführt haben, dann kauf ich halt eben mal welche nach. Oder lasse sie mir schnell vom Getränkehändler liefern. Ja, würde man so machen im wahren Leben. Nicht so im Hotel. Die haben das mit den Gläsern die komplette Woche durchgezogen.

Was man diesen Nieten in Kellnergarderobe übrigens hoch anrechnen muss: Ihnen ist schon innerhalb des ersten Tages aufgefallen, dass zwei kleine Spezi auch ein Großes ergibt. Respekt.

Alles nicht schlimm? OK, aber findet ihr nicht auch, dass ein Küchenchef, dem es gelingt am Donnerstag Abend kein Köstritzer Bier mehr anbieten zu können, weils im Lauf der Woche leer getrunken wurde, seinen Job verfehlt hat. Als debiler Clown in einer Operette mag so jemand noch durchgehen können in einer leitenden Funktion in einem Restaurant hat er nicht verloren.

Ich will dem - durchaus bemühten - Service auch nicht zu sehr auf die Pelle rücken, schließlich kann der Kellnerlehrling ja nix dafür, dass sein Cheffe keine Gläser angeschafft hat.
Aber der Chef, dieser dieser geistige Fliegenfurz sollte mal 2 Jahre Strafrudern am Polarkreis, dieser Depp. Am besten zusammen mit dem, der ihn eingestellt und noch nicht gefeuert hat.

Aber die habens halt einfach drauf im Hotel. Die waren auch so clever dieses Jahr erstmalig so „All-Inclusiv“ Bändel an die Gäste zu verteilen. Ich seh schon den Nutzen fürs Hotel. Man will ja nicht irgendwelche Spieler, die in anderen Hotels wohnen, durchzufüttern. Nun, mag man sich fragen, ob diese lästigen Bändsel das Mittel der Wahl ist. Aber es ist fürs Hotel billig und an sich effizient. Zumindest wenn man diese ungeliebten Anhänger kontrolliert. Ich habe meinen nach 2 Tagen abgenommen. Hat niemanden interessiert. Da fragt sich ein einfacher Mensch wie ich schon was das soll.

So, Prag ruft, ich muss packen ihr Lieben...

Donnerstag, November 11, 2010

Immer wieder die Arbeit. Quell der Freude.

Grundsätzlich bin ich aktuell wieder in meinem Lieblings Elektronikmarkt eingesetzt.

Gerade mache ich allerdings eine 14 tägige back-to-the-roots PKW-Event Geschichte. Dass es nicht gänzlich gruselig dort ist, liegt weitgehend am Teamleiter M. K. Wobei man relativierend sagen muss, den meisten Einsatz erbringt der ältere Herr schon am Rechner. Wo er früher wenigstens noch Wichtigkeit simulierend mit einem Klemmbrett durch die Gegend lief, oder besser baumgleich in der Gegend herum stand, verbirgt er sich mittlerweile hinter einem Monitor und spielt Spiele, die er vermutlich aus Zeiten des C64 ins Hier und Jetzt gerettet hat. Selbst Anfragen wie: Kannst Du mal neue Fahrtennachweise ausdrucken?“ werden mit einem „Jaja“ erwidert. Ich werde die Dinger vermutlich selber drucken müssen. Aktualisierung: Ich habe die Dinger selber ausgedruckt. Während der Hohepriester der Motivation weiter Monster am Rechner geplättet hat. Aber ich bin sehr entspannt. Der Grad meiner Entspannung kann sich auch an der Menge der gefundenen Geocaches ablesen lassen. Die ist ordentlich.

Ich möchte aber noch ein menschliches Phänomen aus dem Elektronikbereich schildern.

Im Elektronikmarkt tummeln sich ja eine durchaus erkleckliche Zahl an skurrilen Gestalten. Man könnte an sich meinen, dass unsere Hifi-Abteilung der verlängerte Arm einer Nerven und Heilanstalt ist, wenn ich mir einige Besucher so ansehe. Über einige, wie den „Mann mit Hut“ oder den Herrn, der sich mit unserem Fernseher unterhält, habe ich ja schon berichtet.

Es ist aber eine neue Person, oder besser formuliert menschliche Herausforderung aufgetaucht. „Der russische Jude“. Immer im braunen Mantel. Immer mit Schiebermütze. Diese Person kommt von den drei Tagen an denen ich im Laden bin, an... äh... drei Tagen. Somit steht zu vermuten, dass er an den anderen Tagen auch im Laden anzutreffen ist. Ich wage die Hypothese, dass er, wohl verrentet, festgestellt hat, dass ja auch seine Frau andauernd zu Hause ist. Somit wäre seine Daueranwesenheit bei uns eine Art Feldflucht. Es könnte natürlich auch sein dass nur seine Heizung defekt ist. Wobei ich nicht notwendigerweise eine defekte Heizung als das größere Übel bezeichnen würde.

Dieser Mann kommt also mit ca. 3 Musik-DVDs in unsere Abteilung setzt sich ins Bose Studio und sieht und hört sich die drei DVDs an. Am Stück. Das sind so etwa 4 Stunden. Allein das ist schon skurril. Was die Sache aus meiner Sicht aber noch verschlimmert ist die Tatsache, dass er relativ laut Musik von Künstlern hört, deren musikalischer Zenit schon lange überschritten ist. Tina Turner und Konsorten. Das ganze dann auch noch auf einer Bose Anlage. Man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass er den Laden irgendwann mit einer Klage wegen minderwertiger Lärmbelästigung behelligen wird. Ist ja nicht so, dass wir keine guten Boxen und Verstärker aufgebaut hätten, ebenso wie wir bequemere Sitzmöbel als die im Bose Studio haben.

Der GAU ist allerdings wenn dieser unangenehm riechende Herr einem ein Beratungsgespräch auf nötigt. Das dauert immer sehr lange, ist von vorhersehbarer Erfolglosigkeit und wird einer Wolke altem Schweißgeruch geprägt. So wird man ein Lieblingskunde in der Abteilung.

Apropos Verstärker. Kürzlich war ein türkisch stämmiger Kunde da, der trotz erheblicher sprachlicher Mängel eine absolute Schnäppchen Kombination von Pioneer erworben hat. Die Konversation lief auf der Ebene „is gut?“ „Das ist eine tolle Einstiegskombination mit einem sehr guten DVD Spieler.“ Fragender Blick. „Is gut?“ Ich: Ja, Preis sehr gut, Anlage auch gut.“ „Ok, nehmen mit.“ Und jetzt kommt mein Fehler. Ich hätte gleich noch die Kabel mit verkaufen müssen. Ich war aber froh, dass der Mann schnell entschlossen gekauft hat und ich mich nicht weiter mit Halbsätzen verständigen musste.

Was passiert? Am nächsten Tag kommt der Mann mit seiner Frau, die ganz ordentlich Deutsch sprach und sie reklamiert, dass da ja keine Kabel dabei wären. Wir klären sie auf, dass bei so Anlagen nie Verbindungskabel dabei wären. Und dass sie die Boxen ihrer – wie sie sagte“ sehr guten AEG Anlage“ (hier musste ich mir lautes Schnauben und Lachen doch sehr verkneifen) nicht einfach so anschließen könne. Für die Kabel würden dann noch mal 30 € dazu kommen und wenn sie die AEG Boxen anschließen möchte, muss sie noch mal 100€ ausgeben, um einen Subwoofer zu erwerben. Und schwuppdiwupp hatten wir einen sehr betreten aussehenden männlichen Türken, eine keifende Türkin und im Endeffekt die Anlage auch wieder im Laden. Von wegen die türkischen Männer haben die Hosen an. Ein größeres Häufchen Elend habe ich selten gesehen. Wenn ich 'nen Lolli gehabt hätte, hätte ich ihm einen zum Trost geschenkt.

Nachdem ich meine Abende hier lieber mit Cachen verbringe, als den Kollegen dabei zuzusehen wie sie gegen den Wein der Welt einen rigorosen Vernichtungskrieg führen, muss ich mir schon Genörgel anhören, dass man mich ja abends nie sehen würde. Ich habe natürlich nach 8 Jahren Event auch noch das dringende Bedürfnis an Alkohol geschwängerten Abenden im Kollegenkreis. Klar. Und wenn überhaupt, dann sind das einige wenige Kollegen, die sich zumeist entweder auf der anderen Tour befinden oder gar nicht dabei sind.

So habe ich diverse Abende im Wald irgendwelche Tupperdöschen suchend verbracht. Es gibt sicher spannenderes als nachts alleine im Wald mit einer Taschenlampe bewaffnet zu wandern, aber es hat schon einen gewissen Reiz. Weil ich Depp ja auch zielsicher immer die Abende erwische an denen es regnet. Den ersten Abend hab ich mir sogar extra ein Fahrrad im Hotel geliehen weil mir 9 Km zu Fuß im Wald dann doch etwas lang schienen.

Ich hätte natürlich wissen müssen dass ein Rad in eine A-Klasse nur mit gewissen Mühen passt. Oder dass der Wald mit überwucherten Wegen und schlammigen Pfaden aufwartet. Man also einen erklecklichen Teil des Wegs eh nicht fahren kann. Und dass Bilder die einem helfen sollen einen bestimmten Baum zu finden, an dem so eine Dose verborgen ist, im Lichte einer Taschenlampe nicht wirklich helfen. Weil die Tour halt für tagsüber ausgelegt ist... Ich weiß jetzt, dass der Wald hier fürs Nachtcachen eine Fehlbesetzung ist. Da hat es einfach zu viele, zu ähnliche Bäume. Und dass ein Fahrrad nach drei Stunden schlammiger Fahrt im Wald nicht so einfach in ein Auto mit einer Lederausstattung zu wuchten ist, ohne das Auto komplett zu ruinieren ist mir jetzt auch geläufig. Glücklicherweise hatte ich eine reichhaltige Auswahl an Flüchen und Schimpftiraden an der Hand um mir den langwierigen Ladevorgang kurzweilig zu vertreiben. Kerl komplett dreckig, Fahrrad dreckig, Auto dreckig. Gelungener Abend.

Schön auch der gestrige Mittwoch Abend. Der Wetterbericht sagte Trockenheit und Wärme voraus. Das hat mich am Dienstag Abend zu der Aussage verleitet, ich würde Mittwoch Abend, koste es was es wolle, cachen gehen. Andere Leute Leute wandern mit „Neger Raus“ Schildern durch die Bronx, ich mach halt so einen Unsinn. Prompt erteilt die Realität der Vorhersage eine schallende Ohrfeige. Dauerregen den Tag über. Das bedeutet zunächst mal, dass unser Arbeitstag sich um etwa eine Stunde verlängert. Als ich dann beim Abendmahl erwähnte dass anstelle von Cachen auch Sauna ein sehr willkommene Alternative wäre, musste ich mich vom Teamleiter, der schlechtes Wetter ja nur vom seinem Monitor kennt, als Schönwettercacher, Weichling und Großredner verunglimpfen lassen.

Derartig an der Ehre gepackt bin ich dann um 22:00 noch mal losgefahren, um die 4 km Runde „Kreuz und quer über den Wolfsberg“ zu laufen. Mein freundliches Angebot an den bewegungslahmen, aber spottenden Herrn, er könne mich ja begleiten, wurde übrigens mit einem Tippen an die Stirn abgelehnt. Alles Schweine, die Kollegen.

Ich war nach knappen drei Stunden auch wieder im Hotel. Ziemlich durchweicht, zerkratzt, aber um 12 Caches „reicher“. Heute Morgen erreicht mich beim Frühstück dann eine sehr heitere Zusatzinformation. Ich muss vorweg schicken, dass wir über 4 identische weiße A-Klassen verfügen, die mit einem großen P in der Heckscheibe gekennzeichnet sind.

Eine Kollegin, die den Abend ebenfalls in Nagold – nur eben nicht im Wald wie ich, sondern nett bei einer Freundin – verbracht hatte wurde von der Polizei gestoppt. Und gefragt was sie bitte nachts am Parkplatz vor der FH zu suchen gehabt hätte. Sie weiß von nix. Wie auch, da stand ja meine A-Klasse. Sie versucht dem Polizisten zu erklären, dass es vermutliche ein geocachender Kollege sei. Der Grünling weigert sich dies zu glauben schließlich wäre ja das Auto, weiße A-Klasse mit so einem P in der Rückscheibe leicht zu erkennen. Sie kommt in Erklärungsnöte. Der Dorfwachtmeister will nicht verstehen, dass wir mehrere von den Autos haben. Und was man denn um diese Zeit da oben machen würde. Das ganze entwickelt sich zu einer verzweifelten Erklärungsorgie meiner Kollegin. Es soll gerüchtweise Hinkelsteine geben, die eine schnellere Auffassungsgabe als Schwarzwälder Dorfschupos haben. Da er aber so recht keine Handhabe gegen die Kollegin hatte, musste er sie nach Kontrolle der Papiere wieder ziehen lassen.

Ich hingegen wurde heute morgen gefragt, ob ich bei der FH in Nagold gewesen wäre. Also von der Kollegin. Ich war erstaunt. Nicht dass mir die FH aufgefallen wäre, aber ich war in der Tat auf einem großen freien Parkplatz. Und mittlerweile weiß es das komplette Set, dass ich Schwein dafür verantwortlich bin, dass die Kollegin übel von der örtlichen Ordnungsbehörde gefilzt wurde.

Nichts kann man machen. Ich komme mir schon reichlich überwacht vor.

So ich muss was arbeiten. Mal liest voneinander.