Freitag, März 25, 2011

Nachtleben...

Bevor ich auf den mittlerweile schon veralteten Event in Monaco eingehe, noch was aktuelles aus der Kategorie. „Der alte Herr und die Realität. Ein Aufeinanderprallen.“

Mittlerweile hat ja auch der letzte Leser mitbekommen, dass ich gelegentlich so seltsame Dinge tue wie geocachen. Also irgendwo im Nichts durch die Gegend irren, Filmdöschen oder Tupperdosen suchend. Das ist für viele schon schwer nachvollziehbar. Dazu kommt, dass dies in der Tat mit Bewegung verbunden ist. So ne Art wandern, nur mit Ziel. Dieser nahezu semisportive Ansatz... Ungläubiges Atmen und erstauntes Keuchen bei der Leserschaft! Als Senior darf man das. Und geocachen klingt auch cooler als wandern.

Ich bin dann also am Bodensee und mache so eine Art Zwischenstopp vor dem Besuch eines Freundes in der Schweiz. Ich leihe mir im Hotel ein Fahrrad, um die 2 KM zum Cache nicht laufen zu müssen. Ich hab ja auch nicht ewig Zeit. Vom Hotel, das glücklicherweise relativ hoch gelegen im Ort war, ins Tal und dann zum Cache. Vom Tal aus nur noch schlappe 1000 Meter. Und dann habe ich es gelernt. Mit dem Hammer. Diese kleinen braunen Linien auf der Karte. Das sind Höhenlinien.

Das war mir in der Theorie natürlich bekannt. Auch hatte ich schon davon gehört, dass wenn die Dinger enger beisammen sind entweder der Maßstab der Karte blöd gewählt ist, oder es in der Tat steil zu geht.

Und hier trifft Theorie auf Praxis. Vom Tal aus gings 900 Meter bergauf. Mit dem Rad. Genau. Der nicht humanistisch gebildete mag an dieser Stelle gerne das Wort Hybris nachschlagen. Und Hybris sieht in der Praxis aus wie ein alter Mann, ein Rad und ein Berg.

Ich habe ja - nachdem ich mittlerweile die Karriere eines Fussballbeobachter eingeschlagen habe - meine aktive, auf eigenständiger Bewegung fußende Badminton Karriere aufgegeben.

Sprich, meine Fitness entspricht im großen und ganzen der eines Mistkäfers. Leider nur der eines dieser versteinerten Exemplare, die man auch Skarabäus nennt. Dieser betrübliche Zustand, den ich hier bekunden muss war mir keine große Hilfe beim erklimmen des Berges.

Nach den ersten ca. 50 Metern Bergfahrt steige ich erst mal ab. Wildes Nichtraucher-Husten und der innige Wunsch sich zu übergeben kämpfen gegen meinen eisernen Cacherwillen.

Ich frage mich allerdings kurz welcher Idiot all die Bänke am Wegesrand demontiert hat. Das ist schon eine ziemliche Frechheit.

Ich schaue auf mein GPS. Erschütternd was noch an Strecke übrig ist. Und wie eng diese braunen Linien zusammen liegen. Das sah bei der Abfahrt im Hotel irgendwie harmloser aus.

Ich werde, während ich sehr uncool keuchend mein Rad schiebe, von einer ca 85 jährigen Dame mit ebenso altem Hund überholt. Ich schäme mich ein wenig und schiebe schneller. Hilft nix. Ich kann den Abstand immer nur dann ein wenig verringern, wen der Hund sein Geschäft verrichtet. Ja, ein großes. Und gesunde Hunde kacken halt nicht andauernd beim spazieren gehen. Irgendwann hatte ich keine Kraft und Luft mehr zu nörgeln.

Ein beachtlicher Moment. Alle, die mich kennen werden erwägen zukünftige Treffen nur in bergigen Regionen abzuhalten. Ich bewege mich langsam weiter.

Mittlerweile bin ich in der Region die als die Hausgrenze bekannt ist. Die Böden sind so unwirtlich, dass keine Häuser mehr wachsen. Die Luft ist so dünn, dass der Schall sich kaum noch ausbreiten kann. Ich leide leise. Irgendwann erreiche ich den Gipfel. Steine. Ein Blick fast bis zum Äquator. Was war ich hoch droben. Nach ca 30 Minuten Suche allerdings keine Dose. Ich lese die letzten Logs. Da meinte doch mein Vorbesucher der Cache wäre nicht mehr da. Ich hätte diese drecks Burgruine am liebsten mit der Hand eingerissen. Ich mache mich nörgelnd auf den Weg bergab. Ein Stückchen weiter unten treffe ich den Besitzer des Caches. Ich begleite den Herrn wieder mit nach oben. Mangels Luft, weitgehend schweigend. Er bestätigt den Verdacht. Aber ich darf den Fund trotzdem loggen. Immerhin. Bergab war dann ziemlich schnell mit dem Rad. Leider nur die halbe Strecke. Dann gings zum Hotel wieder Bergauf. Das ist doch scheiße so was.

Tags drauf Nieselregen. Müde Beine. Aber wieder das Rad genommen. Besuch in einem Höhlen Cache. Ich hätte auch mal drauf kommen können, dass Höhlen gerne mal Berge im Schlepptau haben. Im Flachland nennt man Höhlen auch einfach Loch. Im Wald, mit Laub und Niesel das war auch nur ein sehr begrenztes Vergnügen. Und es war wieder so steil dass ich den halben Weg schieben musste. Was für ein Mist.

Und in der Schweiz wars nicht besser. Immerhin konnte ich den besuchten Freund ein klein wenig infizieren. Auch wenn das Cachen mit nem I-Pad ein wenig albern aussieht.

Ich freue mich mittlerweile ziemlich auf Hamburg. Da ist es weitgehend flach.


Aber zu Monaco noch ein paar windige Gedanken.

Mittlerweile hat sich mein Körper wieder an einen normalen Rhythmus gewöhnt. 3 Wochen Nachtschicht liegen hinter mir. Drei Wochen Cote d' Azur. Monaco. Das mondäne Monaco. Oder auch das Drecksnest. Nicht dass es dreckig wäre, aber es ist halt einfach weitgehend hässlich. Mit einigen schönen Flecken. Das kann den denkenden Menschen nicht weiter verwundern. Grob 2,5 qkm und 30.000 Leute, das ist mit der schöner Wohnen Philosophie schwer vereinbar.


Aber von Anfang an. Wie schon geschrieben waren wir an der Promenade des Anglais in Nizza untergebracht. Uferpromenade und eine der schönsten Straßen Europas. Sagt, äh, naja, der Reiseführer für Blinde. Oder ähnlich populäre Werke. Die Straße ist lang. Und nur an einigen wenigen Stellen schön. Ähnlich wie Monaco. Allerdings muss man sagen, je weiter man Richtung Zentrum kommt desto attraktiver werden die Prostituierten. Bei uns die dunklen Typen, weiter zur Stadt hin erblondeten die Damen dann sichtlich und das Heimatland dürfte im Bereich der ehemaligen UDSSR liegen. Preislich sind die Damen in Nizza ein Schnäppchen. In Monaco muss Mann für eine Dienstleistung dieser Art im günstigen Fall 500 Euro berappen, in der Regel eher so 1500. Das scheint mir unverhältnismäßig viel zu sein. Ich meine wir sprechen hier von Sex. Und auch wenn Leute immer wieder anderes behaupten die Anzahl der möglichen Varianten ist doch beschränkt. Und die meisten Männer sind das ja auch. Klar kann man die ganze Nacht für die 1500 Ökken. Aber kann man auch die ganze Nacht? Und will man die ganze Nacht auch. Und will er die Ganze Nacht? Ab dem wievielten Mal isses nur noch ein „Ich habs bezahlt also mach ichs auch?“ Andererseits logieren die Damen ja auch direkt in den feinen Hotels und bewegen ihre hochhackigen Schuhe im SLR oder ähnlichen Schäppchen am Automarkt durch die Gegend. Da frage ich mich irgendwie schon ob die irgendwas ganz anders machen, um dies zu rechtfertigen. Aber ich bin ja eh alt und stehe im – wie ich meine unverdienten - Ruf ein Sexmuffel zu sein. Nur weil ich mich gelegentlich auch anders zu beschäftigen weiß.

Und dann war da noch die Nachtschicht. Wenn ich höre was bei den anderen Teams so alles vorgefallen sein soll, hab ich schon wieder ein schlechtes Gewissen meinen Lesern gegenüber. Bei uns wars weitgehend problemfrei und harmlos. Was aber das Schicksal nicht daran gehindert hat mich um meinen durchaus verdienten Schlaf zu bringen. Das Schicksal in Gestalt meiner Chefs, Kollegen, oder anderer zahlreicher Widrigkeiten.

Zweite Nachtschicht, gegen 06:00 morgens ins Bett gekommen. Klingelt da nicht um 10:30 mein Telefon. Ich hebe ab und habe freundliche 118 db am Ohr. Es erschallen die lieblichen Worte: „Sag mal Burgi... Seid ihr eigentlich total blöd?“ Das ist genau die Art von Fangfrage, die ich nach dreieinhalb Stunden Schlaf nicht oder nur ungern beantworte. Das Positive an dieser Art von morgendlichem Weckdienst ist: Ich muss den Hörer nicht ans Ohr halten. Bei genauer Betrachtung hätte ich, sofern ich gemusst hätte, auch meine Notdurft im Klo verrichten können und hätte die Beschwerde sicher problemlos verstanden. In der Summe war das Problem, dass die Kollegen Schwierigkeiten hatten die von uns abgesperrten Autos aufzusperren.

Wenn man die Autos nun in Reihe absperrt, (Auto absperren, den Schlüssel in das nächste Auto in der Reihe, dieses absperren, den Schlüssel in das nächste... Macht am Ende einen Schlüssel pro Reihe) und man hat einen Fehler drin, dann ist das meistens irgendwie selbsterklärend. Irgendein Auto blinkt schon, wenn man auf den Schlüssel drückt. Es hat sich also herausgestellt, dass drei Autos außerhalb der normalen Reihenfolge abgesperrt waren.

Was für ein Drama. Und ich frage mich immer noch, wie ich, der ich die Autos auch gar nicht abgesperrt hatte, von meinem Bett aus hätte helfen können. Helfende Gedanken? Warme Worte?

Alle weiteren Anrufer haben wenigstens gefragt ob sie mich geweckt hätten. Eine fast schon surreal anmutende Frage für den Leiter der Nachtschicht morgens um 10:00 Uhr. Und wenns die Kollegen nicht waren wars ein nicht ausgeschaltetes Funkgerät, das dann anfängt laut zu piepen, weil der Akku alle ist, oder sonst irgendwas. Ich habe von 21 Tagen vermutlich 7 halbwegs durch schlafen können. Wenn man die Zimmerdamen, die lustiges und lautstarkes Bettenrücken beim reinigen spielten nicht berücksichtigt.

Gegen Ende wars eher eine Willenssache die einen aufrechen Gang ermöglicht hat, als eine Leistung des Körpers...


Mein größter Quell der Freude war jedoch, die sogenannte Spitzelaffäre. Für die ich Verantwortung trage. Was war passiert? Uns (den TL) war aufgefallen, dass einige Mitarbeiter deutlich seltener beim arbeiten anzutreffen sind als andere. Um der Sache auf den Grund zu gehen, haben wir angefangen Zeiten und Autos zu notieren. Wer fährt welches Auto, wie lange braucht er zwischen den einzelnen Stationen, wie viele Autos tankt er, etc. Haben wir an Tag 1 bei allen gemacht. An Tag 2 haben wir uns dann die drei auffällig gewordenen Kollegen näher angesehen zusammen mit einer ebenso großen Kontrollgruppe. Am Tag drei haben wir noch mal bei 2 Leuten genauer hingesehen.

Das ist passiert. Nicht mehr und nicht weniger.

Am dritten Tag gab es dann massive Beschwerden einiger Mitarbeiter ,die sich zu unrecht überwacht fühlten, man sprach von Stasi Methoden und verletztem Arbeitsrecht.

Da steh ich dann da und denke mir so Sachen wie, warum kann man dieses elende ständig besserwisserische Studentenpack nicht einfach mit den Füßen voran im Mittelmeer versenken. Mit Bleischuhen.

Was glauben die denn wie man herausfinden kann, wer die Personen sind die die TL und auch das ganze Team verarschen? In dem man sich mit dem erhobenen Zeigefinger hinstellt und „Dudu“ sagt? Finger up your Ass! Sag ich da.

Da lässt man diese Schlaumeier mit 80.000 Euro Schüsseln durch die Lande eiern und dann jammern sie, weil man ihnen drei Tage lang mal auf die Finger schaut, ob und was sie so arbeiten? Das wäre so schlimm für die Moral. Alle seinen am Boden. Ich geb gleich nem Klageweib 5 Euro und lasse sie ein wenig die Mauer anweinen.


Und am Ende fühlen sich alle wieder ungerecht entlohnt. Die einen weil sie nicht nachvollziehen können, nach welchen Kriterien wir manchen Leuten mehr bezahlt haben. Und überhaupt waren sie doch alle gleich fleißig. Second finger up you ass.

Waren sie eben nicht. Und dann darf ich hinterher Jammermails durchlesen. Da steh ich ja drauf. Die waren alle böse zu mir, keiner war wirklich fleißig und warum bekommen dieser und jener 10 Euro mehr versteh ich auch nicht. 2 Hands up your ass.

Die haben sich alle keinen wunden Arsch gearbeitet, dafür sauber Kohle bekommen und sind dann nur am lamentieren. Die hattens doch nur gut in der Nachtschicht. Der Kollege Koordinator am Racetrack meinte er müsse den Leuten mal die Pausen zusammenstreichen. Mit der Begründung, sie gleich auf härtere Einsätze vorbereiten zu wollen. Ich bin einfach zu weich.