Zum
Kind geht’s weiter unten. Ja wir haben ein Kind. Aber Geduld. Der
Kater Text ist vor der Geburt entstanden.
Das
ist die Stelle an der ich über DIE Katze sprechen muss. Gelegentlich
war Vs Katze ja schon mal Thema hier. Diese Katze, die in einem 20
minütigen Zeremoniell verabschiedet wird. Das Verabschieden fängt
zumeist sacht mit kinderstimmlagigen Morni-Morn Rufen an, steigert
sich zu Knuddelattacken, eine mittleren Bemittleidungsorgie, weil die
arme Katze ja vollkommen verzweifeln wird, wenn Frauchen nicht da
ist. Dann gibt es was unfassbar Leckeres zu fressen, weitere
Knuddelattacken auf den verstörten Kater, Morni Morn Rufe, wildem
rumrutschen auf den Knien und tränenumwölkten Abschiedsaugen bei V.
Was
für ein toller Kater. Ich werde übrigens so nicht verabschiedet.
Das ist sehr viel schlichter. Selbst wenn ich für Wochen weg bin.
Mal
ne Frage am Rande... Wart ihr auch schon mal morgens um 5:40 vor
einer Wäscherei gestanden? Ich schon. Und ratet mal warum...
Wir
gehen nun gemeinsam in die Vergangenheit. Meinen letzten Geburtstag,
bzw. den Abend danach. 22:00 Uhr, ich will mich ins Bett
zurückziehen. Immerhin wars es am Vortag feierbedingt etwas länger.
Kaum liege ich darin, fällt mir ein unangenehmer Geruch auf. Böse
Vorahnungen und kleine Gewitterwolken schweben über mir. Dann ist
die feuchte Stelle gefunden und die Sicherheit ist da. Der zukünftige
Fellkragen meines Mantels hat wieder mal ins Bett gepisst. Und wie
immer auf meine Seite. Das toller-Kater-Arschloch.
Der
Übeltäter war nicht zu sehen. Verschollen. Ich packe also die
Sachen in eine Tüte und begebe mich so gegen 23:00 Uhr in den
Waschsalon. Dort sind, um das für alle Unwissenden zu erläutern,
die Maschinen größer, so dass ich problemlos mit einer oder zwei
Maschinen parallel hinkomme. Daheim wasche ich 5 Maschinen
nacheinander. Das ist viel nerviger. Unter anderem, weil der Trockner
doppelt so lange dauert wie die Wama. Ich bin mit meiner Wäsche und
ein wenig Entspannungsflippern so gegen 0:30 fertig. Packe alles
zusammen und verlasse den Waschsalon. Dann, dieser
Da-war-doch-noch-was-Moment. Ich denke kurz nach, und erinnere mich
daran, mein Handy zum laden an eine Steckdose geklemmt zu haben. Ich
also wieder rein. Gut, fast rein. Ich zerschelle ein wenig an der
Türe. Zu. Und zwar ganz. Öffnungszeiten von 06:00 bis 00:00 Uhr.
Uhrcheck: 00:30. Automatiktüre. Ich sehe mein Handy durch die
Fensterscheibe. Toll. Positiv zu vermerken wäre: Es wird also um
6:00 morgens, wenn da wieder geöffnet wird, zumindest geladen sein.
Noch mal ein wenig verzweifelt an der Türe gerüttelt. Uhrencheck.
00:50 zuhause, Wecker auf 05:10... bitter. Nach sehr wenigen Stunden
stehe ich also um 05:40 vor dem immer noch verschlossenem Waschsalon.
Alles so wie ich s verlassen habe. Nur der Boden ist jetzt feucht.
Hmmm. Kontrollblick durchs Fenster: Handy weg. AHHHHH! Die Putzfrau.
Ich suche verzweifelt einen Betreiber. Nix zu sehen. Wieder heim.
Internetrecherche. 6:00 den Betreiber angerufen. Geht niemand ran.
Irgendwie nicht verwunderlich. Ich würde um die Zeit auch nicht ans
Telefon gehen. Verzweifelt weine ich mich in den Schlaf. Aber nur
kurz. 07:15 ruft der Betreiber an. Nimmt meine Sorgen auf und sagt er
werde sich melden, sobald er im Salon ist. Ich schlafe wieder ein.
9:00 ruft er an. Handy ist da, aber er fährt gleich in den nächsten
Salon. Ich springe in die Kleidung, rase quer durch die Stadt und
treffe ihn im nächsten Salon. Samt Handy. Um 10:00 habe ich es
wieder. Übermüdet, aber erleichtert. Meinen Dank an den zukünftigen
Fellstiefel.
So,
nun aber zu den wichtigen Dingen des Lebens. Vor mittlerweile 5
Wochen ist unser Sohn auf die Welt gekommen. Gesund. Aber auch hier
springe ich ein wenig zurück.
Sonntag
Abend so gegen 17:00 wir sitzen beim Essen im Mercado. Plötzlich
stockt die Essensaufnahme. „Ich glaub, ich hab Wehen.“ Ich bin
nicht überzeugt. Wir gehen, dann langsam wieder zur Wohnung. Und
langsam bedeutet hier langsam in einem Ausmaß, dass ältere
Menschen, die gemeinhin mit Rollator durch die Gegend mümmeln,
freundlich grüßend links überholen. In der Wohnung machen wir erst
mal nix. Diese Pseudowehen sind wenig beeindruckend. Zumindest von
außen. Gegen 21:00 habe ich dann ein gewichtiges Kunstwerk auf
meiner Frau vollendet.
Der
Hauptgrund ist natürlich, dass der Klene nicht auf falsche Gedanken
kommt und die alberne Meinung vertritt, das hier oben gebotene hätte
was mit Fußball zu tun. Also gelebtem Fußball.
Wir
legen uns erst mal hin. 02:00 Uhr. Die Pseudowehen werden stärker.
V. würde gerne in die Klinik. Ich meine müde, aber dennoch
großherzig, dass wir gerne nach Altona fahren können, das wäre
näher als das andere Krankenhaus. Die würden uns eh wieder
heimschicken. Aber Mann will ja nicht so sein und zumindest
gelegentlich die Wünsche der Partnerin umsetzen.
Wir
fahren rüber, schildern den Stand und als ich schon wieder am
abdrehen bin, meint die verblendete Hebamme: “Das ist sei ja alles
großartig, gehen sie mal in das Wehen Zimmer.“ Kurze Untersuchung,
dann weiß ich, dass auch Pseudowehen den Muttermund öffnen können.
Erstaunlich. Alles Laien hier. In jedem Fall ist das Bett in dem
Zimmer groß genug, dass ich neben V. ein wenig schlafen kann. So ne
Geburt – nur für den Fall, dass es nicht doch der erwartete
Diagnosefehler ist – kann sich ja bis zu von 12 Stunden bis zu
Tagen, wenn nicht Wochen hinziehen. Zumindest wenn man den
Horrorstories der Bekannten glauben darf. Somit ist vorschlafen kein
Zeichen von „ich liebe V. nicht“ sondern von Cleverness!
Um
07:30 meinen die dann wir sollten jetzt mal in den Kreißsaal
wechseln, alles wäre am Start. Die Hoffnung, dass es nur Blähungen
wären wird geringer. V. steuert schnurstracks auf die Badewanne zu –
die sie sonst ja eher zugunsten der Dusche verschmäht – schmeißt
sich rein und wird diese knappe 2 Stunden später wieder mit Kind
verlassen. Tage... Kollegen... In your Face! Nun werden vor allem die
Noch-Nicht-Väter sich fragen, ja und wie isses? Kurz und knapp:
Pendelnd
zwischen aufregend, langweilig und großartig. So am Anfang ist es
spannend. Es geht ja los. Allerdings passiert wenig. Außer
Anfeuerungsrufen und Lob der Hebamme (Pressen, Ja, gut machst Du
das...) Praktisch wie im Film. Nur ohne den Schnitt wenn es anfängt
ein wenig repetitiv zu sein. Die Rolle des Mannes ist gelinde gesagt
überschaubar. Luft zu fächeln, Stirn kühlen, ab und an ähnliche
Sachen sagen wie die Hebamme. Aufpassen, dass man nicht gähnt, wenn
es ein wenig langweilig wird.
Ich,
für meinen Teil saß am Kopfende der Wanne, eingekeilt zwischen
Wanne und einer riesigen Pflanze. Die mir gerne mal in den Hals
gepieckst hat. An sich hätte ich Lendenschurz und Palmwedel
benötigt. Dann wäre es stilecht gewesen.
Irgendwann
meint die Hebamme, dass man nun die Haare sehen würde. Das kann ich
nicht, ich sitze ja auch der falschen Seite. Und dann sehe ich beim
pressen in der Tat die Haare. Und schwupps sind sie wieder weg. Dann
wieder pressen, Haare da, schwupps wieder weg. Bei den ersten Malen
spannend, dann wird’s doch auch wieder ein wenig zäh. Die
Mannschaften neutralisieren sich im Mittelfeld, sozusagen. Wenn man
V. betrachtet, würde ich sagen, es ist auch eine anstrengende Sache.
Ich fächle und tupfe wie wild. Das sieht in der Summe auch ein wenig
ineffizient aus. Also nicht mein Fächeln. Aber dieses hin und her.
Allerdings nach weiteren 20-30 Minuten war dann der Kopf da, der
übrigens schon größer ist als man erwarten würde. Und danach wars
noch ne Minute und der Kerl war da. Das ist dann der Moment den ich
als großartig bezeichnet habe. Schwer zu beschreiben. Muss man
erlebt haben.
Zwei Tage nach der Geburt |
Das
krönende Highlight ist allerdings der Besuch beim Kinderarzt
gewesen. Der wurde empfohlen. Und ist relativ nahe. Eine
One-Man-Show. Die Praxis sieht ein wenig so aus wie man sich eine
mondäne Hamburger Kinderpsychologen-Praxis vorstellen würde. Nur
waren wir mit einem 5 Wochen alten Säugling natürlich nicht beim
Psychologen, sondern bei einem normalen Kinderarzt. Kinderpsychologe
mit einem Säugling. Ihr habt sie doch nicht mehr alle.
Ein
Traum dieser Mann. Diese Roman Weidenfeller Gedächtnisfrisur. Wie
ich sie liebe. Ähnlich wie fauligen Nagelpilz. Und dann diese
Fragen. Wirkte ein wenig doch wie beim Psychologen. Irgendwie hat er
gerne gefragt aber auf Fragen unsererseits nur sehr ausweichend, an
sich gar nicht geantwortet. Zumindest nix konkretes.
Wir
erklären ihm, dass ich beruflich ne Woche nach Werne muss und V. mit
dem Kleinen gerne mitkommen würde. Hintergrund ist, dass alleine mit
Leonard zuhause nicht das präferierte Szenario von V ist. Es
entspinnt sich ein kurzer Dialog in weit „nicht präferiert“ sich
auf Vs Gemüt auswirkt. Sie erklärt, dass Sie dann sehr angespannt
und genervt ist. Er erklärt im Gegenzug, dass das normal sei, aber
es aus Sicht des Kleinen nicht toll ist zu verreisen, weil der
hauptsächlich zu Hause sein will. Nachfrage erneut, ob man ihm denn
damit schaden würde. Die Antwort ist wieder sehr ausweichend und
nicht konkret. Erneutes nachfragen, selbes Spiel. Aus Sicht des
Kleinen nicht ideal. Zwei Hebammen meinen zur selben Frage: Ist an
sich egal, der Kleine ist dann glücklich, wenn die Mama glücklich
ist und in der Nähe. Somit reisen kein Ding. Wir sind ein wenig
irritiert. Dann die Frage nach der Impfung. Ob wir uns schon Gedanken
zum Thema Impfen gemacht hätten. Ich erwähne ja schon wir würden
gerne die Standard Impfungen durchführen lassen. Er nickt weise. Ja,
dass wäre ja kein so einfaches Thema, er würde uns empfehlen
entweder einen seiner Vorträge zu besuchen oder das Buch impfen
Pro/Contra zu lesen. Der Mann ist Anthroposoph. Es macht Klick. Die
Kantone in der Schweiz in denen die Anthroposophen hausen, sind die
mit der höchsten Rate an Impfverweigerern und darüber hinaus auch
die, mit den meisten toten Kindern wegen Masern und co. Was für ein
Zusammenhang. Ich frage mich, was ich hier mache. Klar kann man mich
darüber aufklären, dass eine Impfung Nebenwirkungen und
Komplikationen haben kann. Aber ein Arzt der offensichtlich
Impfgegner ist, liegt so erst mal nicht auf meiner Wellenlänge.
Dafür haben wir einen Haufen Prospekte teuerer Premium Hersteller
von Babyölen und solchen Sachen bekommen, Und großartige Prospekte
von Freunden (denke ich) die tolle Kursangebote haben. Kinesthetic
infant handling. Ich zitiere kurz von der Webseite: „Ein besonderes
Angebot für die Kleinen unserer Gesellschaft. … Sie fördert bzw.
unterstützt die Fähigkeiten der Menschen und bietet eine große
körperliche Entlastung im Miteinander. Orientiert an den
kinästhetischen Konzepten ist eine respektvolle Begegnung und
Unterstützung möglich.“ Wir sprechen hier von einem angeleiteten
Angrabbeln der Kleinen. Damit die Mutter ihr Kind versteht. Der
Burner! Aber er bietet auch von Aqua Balancing. Eine Art
Babyschwimmen zu sachte überhöhtem Preis von nur 60€. Der Mann
hat wirklich einen an der Waffel.
Fachlich
übrigens eine Koryphäe! Er bemängelt, dass laut des Babybord- und
Wartungsbuchs bei der U2 kein Vitamin K verabreicht wurde. Hm. Ok,
ich gestehe da steht in der Tat nicht Vitamin K. Sondern der Name des
Präparats. Bitte. Das kann doch nicht sein. Ich meine es steht da
doch. Und wenn ich keinen Plan habe kucke ich heimlich im Netz
nach... Google weiß es. Dieser Sachverhalt hat ihn übrigens nicht
gehindert, selbst auch kein Vitamin K zu verabreichen wie man es
normalerweise (steht in einem der vielen Flyer mit denen er uns
abgespeist hat) bei der U3 tut. Mir gehen ein wenig die Schimpfworte
für ihn aus...
Das
Monster Highlight war aber die Wärmelampe. Er legt Lenny auf nen
Wickeltisch und erwähnt so nebenbei, dass wir ja auch eine
Wärmelampe hätten. Ich verneine. Er wird fahrig. Streicht sich wild
das Weidenfeller Pony aus dem Gesicht. Aber ohne Wärmelampe könne
man Babys nicht wickeln. Die bräuchten Wärme. Ich erwähne, dass
wir zu diesem Zweck einen Fön verwenden. Der wärmt, und beruhigt,
ob des Geräusches (ähnlich wie im Bauch übrigens) den Kleinen
ungemein. Entsetztes Augenaufreißen. Erneutes Haare aus dem Gesicht
wischeln. Nein, das wäre viel zu laut und vollkommen ungeeignet. Das
Baby verfällt beim Fönen in eine Schockstarre. Ich bin überwältigt.
Diese Aufwallung der Gefühle! Ich stelle mir gerade vor wie mein
Sohn in dem warmen Luftzug liegt, sich wohlig räkelnd und glücklich
lächelnd.Verdammt, so sieht eine Schockstarre also aus. Hatte ich
mir anders vorgestellt. Um einer weiteren Auseinandersetzung zu
entgehen, stimme ich einem auf einer Lampe umgehend zu. Übrigens
haben wir hier in Werne im Hotel keine Wärmelampe sondern auch einen
Fön. Und ein glückliches Kind.
Moment
ich höre mal kurz in mich, wie oft ich noch zu dem Arzt gehen
werde... Ja. Noch ein mal um ihm einen Haufen auf den Abstreifer zu
machen.
So
ein Depp.
Kurzer Nachtrag: Natürlich haben wir die Anregung eines Freundes aufgegriffen, und machen viele diskriminierende Fotos des Kindes, um uns später in der Pubertät Wohlverhalten erpressen zu können.
Nachtrag 2: Bemerkung einer Freundin, bei der wir gestern zu Besuch waren. Der Kleine hat aber ein ordentliches Gemächt. Das ist ja fast so groß wie das Ihres Fünfjährigen. Tja, was soll ich sagen. Ich hab schon ein wenig gelächelt so in mir drin. :D