Es ist wieder mal Zeit. Dringend sogar. Mittlerweile hat
sich so viel getan, dass hier nur eine zeitgerafferte Version der letzten
Monate meines ganz fies im Hase-auf-der-Flucht-Style- Haken schlagenden Lebens
stehen kann. Somit wird es leider weniger witzig. Aber das wird auch schon
wieder, vor allem wenn ich beginne Berichte aus der Diaspora zu schreiben. Der Franke, das Alien im Norden.
Zu der Frage warum ich diesmal in einem nie dagewesenen Maß
schreibfaul war kann man einfach beantworten:
V. ist im siebten Monat schwanger und das verwirbelt so ein
Leben dann. Schwangere Frauen sollten an und für sich immer als Zweit- oder
Kampfnamen „Katrina“ tragen. Vgl. hier.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hurrikan_Katrina
. Das hat ähnliche Ausmaße.
Somit perlt Kritik
hinsichtlich der Menge meiner Blogeinträge einfach an einer neuen
Dickhäutigkeit ab, die im Zuge von Schwangeren im persönlichen Umfeld
automatisch einsetzt und auch einsetzen muss. Dazu kommt ein durchaus
anstrengender Job in dem es reichlich Verwerfung gab, ein Auto Event in
Kopenhagen und ein gewisser Zeitmangel im generellen, der ebenfalls (siehe
Katerina) auch im Vorhanden sein einer Frau zudem einer schwangeren begründet
ist.
Was ist also passiert. Irgendwann im Februar wurden wir –
sagt man das so? – schwanger. Nicht, dass das so geplant gewesen wäre, aber
wenn es dann passiert, ist es halt so. Zeit, um die alten Stoiker auszugraben
und sich mit Neuem zu arrangieren. Und nach einer Weile entdecken dann selbst
so schlimme Gefühlslegastheniker wie ich Freude Vorfreude in der Kathedrale
ihres Herzens. Anfangs noch im Keller, aber schon verpackt zum hochräumen. Dieses
Ereignis Schwangerschaft hat den Weg geebnet einen Umzug nach Hamburg im
September zu verwirklichen. Treffender Weise muss man hier festhalten, dass es
eher so ist, dass mein Weg geebnet wurde. Schwangere, das muss ich hier mal
deutlich festhalten, können ein enormes psychologisches Moment erzeugen. Aber
Franke, der ich bin, stehe ich zu meinem Wort und werde Ende September in der
Tat nach Hamburg ziehen.
Nüchtern bertachtet kann man fragen: Hat dieser Umzug
positive Effekte? Beruflich? Nein. Ich kann zwar bei meiner Firma
weiterarbeiten, habe aber weder einen Hauch einer Ahnung wie viele Aufträge ich
im Monat bekommen werde, noch wie sie vergütet werden. Wohnung: Öhm… Die
Wohnung halbiert sich bei gleichem Preis, die Parksituation verschlechtert sich
noch dramatischer 10x solange suchen und dann 5x so lange laufen wie bisher. Wenn
ich jetzt noch anfange mich über das Wetter auszulassen wird das hier sehr
lang.
Gibt’s denn auch positives zu berichten? Ja. Schon! V. ist
glücklich. Immerhin bekommen (oder haben kürzlich bekommen) zig ihrer
Freundinnen auch gerade Kinder. Und Hamburg bietet ja so viel. Auch wenn ich
mir noch nicht sicher bin, in wie weit das für mich mit einem Säugling relevant
sein wird.
Was macht also der Stoiker? Er freut sich, dass seine
Freundin glücklich ist, zieht die Schultern hoch, wischt sich einmal über die
Goschn und fügt sich in sein Schicksal. Mal sehen was die Wundertüte Hamburg
für Franken bereithält. Begeisterung sieht zwar anders aus, aber ich bin ja doch
willig mich positiv überraschen zu lassen. Wo ich doch in Laufweite einen
großartigen Blick auf einen der bedeutendsten Industriehafen haben werde. Mit
Schiffen, Strand, und all so Sachen. Und nein fragt mich bitte nicht nach
Begeisterung für Strand, Schiffe und Wasser im Allgemeinen oder auch Besonderen.
So Industrieansammlungen wie ein Hafen haben allerdings einen gewissen,
rostigen Charme, das will ich nicht verhehlen. Und ein paar nette Menschen gibt’s
Hamburg auch. Und in der Hamburger Familie gibt’s durchaus auch Humor mit dem
ich mich anfreunden kann. :D
In der Arbeit hat
sich auch einiges getan. Immerhin wurde das Unternehmen, für das ich als
Relocator gearbeitet habe von einem anderen Unternehmen gekauft. Und ich habe
einen sehr schönen Einblick in die wunderbare Welt einer Firmenfusion werfen
können. Die ersten Treffen mit dem neuen Eigner. Was für eine großartige Vision
wurde da nicht entworfen. Wie wir nicht alle von diesem Zusammenschluss
profitieren können. Wie durchlässig das jetzt von einem zum anderen Standort
werden würde. Das alles so viel besser, schöner und neuer werden würde. Das
hohe Lied der Synergien… Spötter werden sich jetzt, sofern sie des Lesens
mächtig sind oder waren oder zumindest mal bei RTL2 in die Nachrichten zwischen
den Soaps geschaut haben erinnern, dass von nicht all zu langer Zeit Daimler
und Chrysler fusioniert haben… Habt ihrs noch im Ohr? Da wird dann am Anfang
auch immer im wesentlichen das gleiche, was man in jedem schlechten Liebesroman
auch hätte lesen können erzählt. Oder auch gerne mal das Blaue vom Himmel
herunterfabuliert. War bei uns auch so. Was für ein Geschwätz, wenn man dann
mal 3 Monate ins Land ziehen lässt.
Was ist für mich dabei rausgekommen? Zunächst mal eine 5%ige
Kürzung meines Honorars. Ein neues E-Mailsystem das nur Online halbwegs
funktioniert. Sprich um Zugriff auch meine dienstlichen Mauils zu haben muss
ich immer online sein. Nein, ich kann mir nicht mal alte Mails offline ansehen.
Klingt großartig oder. Ist für Leute im Außendienst (ich!) eine dramatische Verbesserung.
NICHT!. Wenn man an eine dringende E-Mail nicht rankommt, weil man mitten im
Nirgendwo der fränkischen Provinz steht und halt wieder nur Edge verfügbar ist.
Dafür haben wir einen Datenschutzbeauftragten gewonnen. Plötzlich ist ganz
vieles pfui was wir bis dato so machen. Wobei ich gestehe, da habe ich in der
Tat Verständnis für, da wir ja mit Kundendaten zu tun haben. Man fragt sich
aber schon, wie das andere Menschen in anderen Firmen im Außendienst machen.
Die verwenden ja auch Outlook.
Anfangs waren wir alle ja noch willens die Chancen des neuen
Unternehmens zu sehen. Mittlerweile sind schon viele ein wenig resigniert, da
Veränderungen in Slow Motion von statten gehen. Und diverse gute Leute sind
abgesprungen. Bis das alles irgendwie in einander greift, fließt noch viel
Wasser die Pegnitz hinab. Immerhin hatten wir schon ein schickes Seminar zu den
interkulturellen Unterschieden zwischen Indern und Deutschen. Das war muss man
sagen durchaus unterhaltsam.
Immerhin weiß ich jetzt dass dieses penetrante Kopfgewackel
der Kollegen nichts weiter zu sagen hat, als „Hey, Ich höre Dir zu. Ich bin
noch nicht eingeschlafen.“ Darüber hinaus weiß ich auch dass ein „Dear Roy“
deutlich besser ist als ein „Hello Roy“. Ich werde also wenn die Inder in
ferner Zukunft den Westen überrennen gerüstet sein und meinem Sohn alles Wesentliche
erklären können um zu überleben. Ich finde Inder immer noch seltsam, aber ich
weiß immerhin mehr über sie als vorher.
Auch war ich mittlerweile wieder mal für nen Autohersteller
unterwegs. In Kopenhagen.
Kopenhagen ist, und das sage ich ohne Hohn oder Spott eine
großartige (nicht gerade günstige…) Stadt. Die kombinieren architektonisch
romantisch Altes mit dem modernen Werk durchgeknallter IKEA Designer, die sich
im Drogenrausch an Häusern versuchen dürfen. Wenn man sich mal daran gewöhnt
hat ist es aber echt spannend.
Und was vor allem einen Hauch von Erstaunen hervorgerufen
hat sind die Bekleidungsvorschriften in Kopenhagen. Offenbar muss es eine
behördliche Anweisung geben, die besagt, dass alle Frauen dort mit Beginn des
kalendarischen Sommers ungeachtet der aktuellen Wetterlage mit Miniröcken
unterwegs sein müssen. Nun gehört Dänemark offenbar nicht zu den Ländern in
denen Fettleibigkeit oder Kleinwuchs ein Problem darstellt. Die Kombination
dieser Faktoren führt zu einem anstrengenden Aufenthalt. Weil die Augen sich
sehr viel bewegen müssen. Genereller Hinweis an die Leserschaft: Eigene Frauen
zu Hause lassen. In wie weit dänische Männer „rrrrRRRRrrrr“ sind kann ich nicht
beurteilen. Ich war zu beschäftigt den Miniröcken hinterher zu schauen. Und
Männer sind nun auch nicht mein Hauptthema.
Weiterhin kann man festhalten, dass der Däne an sich oft
sehr entspannt ist. Zumindest wenn es sich nicht um einen Radfahrer handelt.
Die fahren eher so wie in Erlagen. Nur sind es viel mehr als in Erlangen. Aber
ähnlich wie in Erlangen glauben sie an ein gottgegebenes Vorrecht auf der
Straße. Oder sie haben keine Bremsen… Das würde auch einiges erklären. Was mich
dann doch erstaunt hat sind 50er Roller die den Radweg nutzen Auch die haben
keine Bremsen oder glauben dass eine Autoseite für einen Roller problemlos zu
durchbrechen ist ohne Schaden zu nehmen. Anders kann ich mir nicht erklären
wenn nur gehupt und nicht gebremst wird wenn man mal einen ordentlich schnellen
Roller beim abbiegen nicht wahrgenommen hat, oder die Geschwindigkeit ein wenig
falsch antizipiert hat. Vermutlich Koksen die alle bevor sie losfahren, die
Irren.
Zum Thema entspannt: Anruf bei der Polizei. „Wir haben da
einen Wagen angefahren.“ Wir schildern den Hergang und geben das Kennzeichen
durch. Polizist: “Sie haben den Wagen einen norwegischen Botschaftsmitarbeiter
angefahren. Das wird ein wenig komplizierter. Ich ruf dort mal an. Bleiben sie
da, ich sag Bescheid... Nein, wir kommen nicht, ist ja nix weiter passiert. Ich
geb ihnen noch schnell die Nummer des Herren und dann gehen sie einfach in die
Botschaft, das können sie so regeln. Danke für ihren Anruf.“ Sache erledigt. Das
stelle man sich mal irgendwo in Deutschland vor.
Darüber hinaus hatten wir wieder einige Highlights dabei.
Mitarbeiterin S.W. Ich frage mich immer noch was G. geritten hat die Frau
mitzunehmen. Versteht mich nicht falsch, aber ich finde auf unserer vom Chef
gehaltenen Schulung die ernst gemeinte Frage „wie viel Whiskey man den nach
Dänemark einführen dürfe“ deplatziert. Das ist ein PKW Event. Da fährt man auch
mal. Wahnsinn!
Dann taucht die Frau (wir mussten sie einfliegen, da wir
jemand kranken ersetzen mussten) am Set auf. In High Heels und im… öhm… sehr
sportlichen Mini. Der nicht gänzlich prüde Teamleiter hat sie, nach dem er
seine Herztropfen genommen hatte und mit dem hyperventilieren aufgehört hatte
direkt zum umziehen heimgeschickt. Im Laufe des Events hat sie sich dann weder
durch Fleiß noch durch Schlauheit ausgezeichnet. Aber durch so seltsame Plateau High Heels,
weil ich ja gesagt haben soll, dass Plateauschuhe OK wären. Was für eine Lüge!
High Heels sind nur dann OK, wenn wir abends ausgehen oder nach dem ausgehen im
Bett. Sonst nicht. Glücklicherweise war die Dame nicht bei mir im Team. Aber
ich hatte auch meine Spezialisten. Es gibt immer einen oder zwei die Probleme
machen. Einen kann man oft noch handeln, in dem man die richtige Aufgabe
findet. Wenn es für einen aber so gar keine Aufgabe gibt weil er keinen Bock
hat irgendwas zu machen, aber dafür sehr geschickt in der Selbstdarstellung
ist, wird es ein Problem.
Nur ein Beispiel: Man kann man sich hinstellen und auf den
Hinweis eines Kollegen, dass in dem Auto die Fußmatten noch verdreckt wäre
damit reagieren zu sagen, das dieser Umstand einen nicht interessieren würde.
Und dann einfach von Dannen ziehen. Muss man aber nicht. Und wenn ich so was
höre bekomme ich ganz ernsthaft einen Fön. Und den brauche ich bei meiner
überschaubaren Haarpracht nicht dringend. Diese Liste kann man beliebig verlängern.
Es hätte – hätte ich mehr gebloggt – eine eigene F.P. Kolumne geben müssen. Die
hätte ich täglich aktualisieren können. Immerhin hat sich nach 2 Wochen ein
Kollege aus einem anderen Team erbarmt und ihn zu sich genommen. Sonst hätte
ich ihn heimgeschickt. Dort wurde er aber auch schnell auffällig. Als er trotz
Verbot ein Fotomodel geknipst hat, dass vor/auf den Autos posiert hat. Heitererweise
hat der andere TL das Handy einkassiert und die Bilder selbst gelöscht. War in
anderen Teams ein ziemlicher Lacher.
Ok, nun schmerzen die Finger vom ungewohnten vielschreiben
und ich mache mal Schluss. Die gute Nachricht wird lauten: Der Blog geht
weiter. Ich muss ja umziehen in eine ferne, fremde Stadt und ein Kind kommt.
Meine Arbeit bleibt hochgradig wirr und sicherlich spannend, Somit sollte
hinreichend zu erzählen sein.
Gehabt euch wohl.