Dienstag, Mai 28, 2013


Gefühlte Jahrhunderte

sind vergangen, seit ich das letzte Mal gebloggt habe. Nun kann ich noch nicht mal sagen, dass mein Leben arm an skurrilem wäre oder so. Ich hab halt nur keine Zeit. So was passiert, wenn man um Frau und Kind herum wuselt.

Ein beständiger Quell des Kopfschüttelns, Augenrollens und entgeistert Lachens ist ja meine Arbeit. Und das nicht zu kurz.

Um all das neue besser verständlich zu machen. Hier an ganz kurzer Abriss:
Ich arbeite derzeit als Umzugshelfer 2.0. Das mache ich seit nunmehr fast drei Jahren. Ich habe in Firma 1, (relativ charmant, klein, lokal) begonnen. Die wurde dann Mitte letzten Jahres von einer größeren Firma (2) gekauft. Ende des Jahres bin ich dann wegen Frau und Kind nach Hamburg gezogen, immer noch bei Firma 2 unter Vertrag. Da hieß es ja das wäre gar kein Problem und so… Genau. Nur leider habe ich viel zu wenig Aufträge, wie sich mittlerweile erwiesen hat.

Und aus wenigen Aufträgen sind nun seit 2 Monaten stattliche Null geworden. Nun habe ich es auch ziemlich offiziell, dass ich keine Aufträge hier in Hamburg von meiner Firma bekommen werde, da – und ja, das ist in der Tat die Begründung! – mich meine Chefin hier vor Ort persönlich nicht mag. Also im Vergleich zu Deine Arbeitsqualität ist unterirdisch oder so, natürlich absolut stichhaltig, vor allem weil ich ja nur alle paar Wochen mal im Büro aufschlage.

Nun ist es ja auch nicht so, dass Sie mir dies ins Gesicht gesagt hätte. Ach, was rede ich, wenn Sie ihre Kritikpunkte überhaupt mal geäußert hätte. Das kam immer nur über den Umweg meiner „alten“ Chefin aus Nürnberg, die übrigens immer noch der Meinung ist, dass ich ein ziemlich guter Mitarbeiter bin. Überraschend, ich weiß, aber ich kann ja nix für. Nun könnte man sagen dass man als Chef, auch als weiblicher, doch die Eier in der Hose haben sollte und meinem Mitarbeiter, der nach Hamburg gezogen ist und eine Familie ernähren muss, doch mal sagen könnte wie man mit ihm plane oder warum nicht. Ihm womöglich die Chance geben etwas zu ändern. Pfff, was rede ich denn. Das ist ja auch zu viel erwartet. Viel zu viel.

Da ich ja nicht hinreichend Aufträge bekommen habe und die Hamburger Chefin mir ja auch gesagt hatte, ich möge mich auch nach anderen Auftraggebern umsehen, habe ich dies getan und bei zwei weiteren Relocation Service Providern unterschrieben. Für die meisten Firmen im Business ist das eh ganz normal. Sind ja alles Freelancer. Die bestehen auf Geheimhaltung und gut ist.

Und hier steigen wir wieder ins aktuelle Geschehen ein. Ich habe kürzlich, weil ich eine ehrliche Sau bin, meiner alten Chefin aus Nürnberg gegenüber erwähnt, dass ich bei einer anderen Firma (3) unterschrieben habe, die mir auch ordentlich Aufträge gibt. Was mir finanziell den Arsch rettet. Sie freut sich. Einen Tag später ruft Sie mich aber an und meint, dass die Firma bei der ich unterschrieben habe leider der Hauptkonkurrent in Nürnberg ist und dieser Sachverhalt alles etwas schwieriger machen würde. Es könne also sein, dass ich keine Aufträge von Siemens annehmen darf (Hauptkunde in Nbg), weil sich das überschneiden könnte. Somit habe ich zwei Siemens Aufträge in Nürnberg abgelehnt. War auch nicht schlimm, bin ja eh in Hamburg.

Kurz später fällt dann dem Obersten Boss und Eigentümer meiner alten Firma (2) auf, dass die neue Firma (3) böse, böse ist. Das heimtückisch böse sieht man leicht daran, dass sie meiner alten Firma (2) in Nürnberg 3 von 5 großen Kunden abgenommen hat – Siemens z. B.). Daher darf nicht für Firma 2 und 3 gleichzeitig arbeiten. Firma 3 ist das übrigens egal für wen man noch arbeitet. Die vertreten die Meinung Konkurrenz ist eh überall. Sie vertrauen auf die Verschwiegenheit der Mitarbeiter. Ich wurde somit von meiner alten Firma vor die Wahl gestellt, mich zu entscheiden.

Freunde, ich muss mich zwischen null Aufträgen bei meiner Alten und einem Arsch voll Arbeit bei der Neuen entscheiden. Äh, Moment, lasst mich mal nachdenken. Nur mal zum Verständnis noch mal: Meine alte Firma verliert in Nürnberg 3 Kunden an meine neue Firma. Daher darf ich in Hamburg, selbst wenn ich weder in Hamburg noch in Nbg Siemens Aufträge annehme nicht für die neue Firma arbeiten. Genau. Klingt schon sehr logisch. Aber die neuen sind ja böse. Genau. Höre ich da leise Mutti, Mutti Rufe? Stampft da jemand beleidigt mit beiden Beinchen auf den Boden?

Und die neue Firma soll ja auch einen ganz schlechten Ruf haben. Finde ich witzig. Damals in der guten alten Zeit, war meine alte Firma (1) immer teurer als Firma 2. Firma 2 hat den Zuschlag bei Siemens nur nicht bekommen, weil sie einen schlechten Ruf hatten. Nun hat Firma 2 das Problem damit gelöst, dass sie Firma 1 gekauft haben. Cleverer Plan. Leider haben sie prompt drei ihrer Hauptkunden an einen anderen schlecht beleumundeten Mitbewerber (3) verloren. Somit muss meine neue Firma auf der Hitliste der schlechten Beleumundung nicht ganz so abgeschmiert sein wie meine alte. Und gut, dass andere Kunden das noch nicht gehört haben. Ich habe hier Aufträge von fünf unterschiedlichen, ziemlich großen, bekannten und angesehenen Unternehmen. Hm, ja ich seh schon, die sind sicher ganz schlecht. Schon seltsam, oder? Naja, wer weiß wofür es gut war. ;) Oder redet irgendeiner einfach Blödsinn?

Ansonsten ist Hamburg momentan (auch angesichts der nicht vorhandenen Aufträge in Nürnberg) erste Wahl als Lebensgrundlage. Alte Weisheit: Da sein, wo es Geld zu verdienen gibt.

Darüberhinaus habe ich es immerhin geschafft, im Rahmen der konstanten „Hamburg bietet so viel“ Propaganda zumindest mal einen Abend ins Kino zu gehen. OK, ich bin ja aus einer Kleinstadt, aber ich finde 14€ für Ironman 3 schon mal ne Ansage. Ich würde ja gerne darüber lästern, aber mir fehlen noch ein wenig die Worte. Ich muss ganz offensichtlich an anderen Tagen gehen. Sonst kann ich mir Kino nicht leisten.
Klettermöglichkeiten gibt’s hier auch. Zwei Hallen, die zusammen etwa so groß sind wie die eine, maßgebliche in Nürnberg. Und die in Nbg ist gerade dabei sich zu verdreifachen. Aber immerhin kann man bouldern. Nun brauch ich nur noch nette Leute zum Klettern. Ich tippe ja drauf, dass es keine Einheimischen sein werden. :D

Was macht der Klene? Das was 6 Monate alte Babys so machen. Zwei Zähne bekommen, sich drehen, besser greifen, Brei essen, ziemlich stinken wenn sie kacken, und nur wenig schlafen. Man könnte ja was verpassen. Und ja, man ist trotzdem der Meinung dass es das süßeste ist, was auf dem Planten rum eiert. Aktuell versucht er statt sich aufzusetzen, was er übrigens auch noch nicht so 100%ig kann, gleich auf die Füße zu bekommen. Wenn er dann (gestützt natürlich) steht, wankt der Kerl immer ganz wild. Sieht ein wenig aus wie Joe Cocker unter Drogen. Sprachtechnisch gesehen sind wir bei Brummgeräuschen, Nanana und lautem quietschen. Das übrigens durchaus in den Ohren weh tut.
Letzthin habe ich etwas prahlend zu V. gemeint, dass ich den Kleinen füttern kann, ohne dass alles wie ein Schlachtfeld aussieht. Kann ich auch. Wenn ich beim nächsten mal aufpasse, dass der Brei nicht in der Reichweite der Füße steht. Dann sieht das Kind zwar nicht unbedingt aus wie ein Kriegsopfer, aber die Küche. Schlimmer als das Desaster wiegt allerdings der Spott. Der ist schlimm.
Und um auch mal einen ganz aktuellen Bericht vom Wickeltisch zu geben. Ich steh da so herum, mach die Windel auf, erwarte nix dramatisches. Und wieder mal falsch! Ich stelle entsetzt fest, daß der Sohn gekackt hat. Übertrieben? Das Entsetzen rührt nicht von der schieren Tatsache der braunen Masse, die Menge und die Verteilung der Menge bereitet mir die Pein. Von Oberkante Windel bis zum Rücken ist das Kind voll. Aber nach 6 Monaten treibt einen das auch nicht mehr in die Verzweiflung. Der Kleine jedoch, komplett sinnfrei, kaum dass die Windel weg ist, greift sich schön an die Eier, und knetet sie genüsslich durch. Und, oh Wunder, schon sind die Finger braun. Während ich noch verbal versuche meinen Unwillen über das spielen am Sack – Ich seh schon dieses lächerliche „Ganz der Papa“ in Euren Augen. Never!!! - nimmt das Drama seinen Lauf. Die Hand, präziser, die braune Hand, schießt nach hinten, um ein Stofftier, bevorzugt in weiß zu greifen. Ich versuche die Hand abzufangen. Mit lauten, aber vollkommen ineffektiven „Nein, nein“ Rufen. Knapp zu spät kann ich ein nun nicht mehr ganz weißes Stofftier aus den Fängen Lennys befreien. Stinkende Fingerfarbe – eine Marktlücke? Um dann zu sehen wie das Kind, das immer noch in der Körpermitte rundherum eine unschöne Braunfärbung aufweist, versucht das eingebüßte Tier durch eine schnelle Rolle zu erhaschen. Eine Rolle von der Wickelunterlage herunter. Meine zweite Hand stoppt den Versuch, bevor sich das Kind komplett drehen kann. Hektisch fummle ich nach irgendwas zum Unterlegen. Papiertücher. Auch wenn die an der Kacke am Hintern erst mal festkleben. Ich atme erleichtert aus, und stelle den unangenehmen Geruch beim einatmen fest. Fies. Meine brennenden Augen weiten sich: Die nicht fixierte Hand ist am Sack. Die war da eben zwar noch nicht, aber jetzt ist sie da und bewegt sich, ebenfalls braun verfärbt, zügig Richtung Kindermund. Wo ist der verfluchte dritte Arm wenn man ihn braucht? Es entwickelt sich ein kleiner Kampf, der seine Brisanz darin findet, dass Papa ungern großflächig Kacke am Hemd oder an den Fingern hat. Irgendwann setzt sich die bessere Kampftechnik und die größere Kraft durch. Gut, der Kleine hat zwar verloren, aber einen Trumpf hatte er noch im Ärmel. Also nicht direkt im Ärmel. Auch dieser Trumpf residiert in der Körpermitte. Stichwort: Der Trumpf ist feucht. Da seht man also, nass, mit Kacke an den Händen und versucht irgendwie das Kind in eine neue Windel zu bekommen. Wo ist eigentlich die Frau, wenn man sie braucht? Frauen haben doch diese „ist-das-alles-niedlich“ Hormone. Die fehlen mir doch. AHHHHHHHHHH!

Heute übrigens beim Geocachen ein großartiges Schild gefunden.


Selbst die mutigeren unter den jungen Menschen, die den Wert eines Lebens und auch den Wert eines Lebens ohne Schmerzen, (OK, A.F. und der ein oder andere mag das anders sehen, aber wir sprechen hier von sehr unterschiedlichen Zusammenhängen) noch nicht zu würdigen wissen, werden hier nicht mit dem Rad rauf oder runter fahren vermute ich.

Soll ich sagen, dass ich versuchen werde wieder öfter zu schreiben? Ich behaupte es einfach mal. Wird schon werden. ;)