Mittwoch, Oktober 17, 2012


Meister der Technik

Nachdem, wie ich ja schon berichtet habe, die Arbeitsaussichten in Hamburg nicht unbedingt ideal zu nennen sind, ist in mir die verwegene Idee gereift, sich einfach auch mal bei anderen Relocation Unternehmen zu bewerben. Zwei aussichtsreiche habe ich schon mal ausgemacht.

Ein kleiner redaktioneller Einschub: 
 
Hier eine kurze menschliche und auch unvollständige Einordnung des Autors. In der verbindlichen Liste der tolerantesten und menschenfreundlichsten Menschen bin ich gemeinhin auf einem soliden dritten Platz. Direkt hinter Dschingis Khan und Pol Pot. Nur damit klar ist warum ich immer so milde und nette Blogs verfasse.

Donnerstags erste Sondierungstelefonate geführt. Erstes Firma. 15:15 Uhr. Es klingelt. Es klingelt lange. Irgendwann hat der Telefonprovider ein Einsehen mit mir und trennt die Leitung. Hallo? Donnerstag,15:15 Uhr. Keiner da? Kein Anrufbeantworter, nichts?

Aber ne schöne viersprachige Webseite. Also, ich hab auch schon von Leuten gehört, die Anrufe aufs Handy weiterleiten können. Von Firmen die Sekretärinnen beschäftigen. Gibt es gerüchtweise. Ich, der ich ja auch gemeinhin als „Die Milde“ bezeichnet werde, wollte die Herrschaften aber nicht abschreiben und habe Freitag Vormittag noch mal angerufen. Siehe da jemand geht ans Telefon. Schade, dass das gesprochene Deutsch im Graubereich zwischen ausbaufähig und "bröggerlashaft" angesiedelt war. Nach einer Weile konnte ich herausfinden, dass die Dame mit der Relocation Agentur nichts zu tun hat, aber immerhin wusste, dass dort nur Dienstags jemand zu erreichen ist. Dienstag. Ich werd nicht mehr. Was ist das denn ist der Wohlstand so massiv, dass dort nur einen Tag die Woche gearbeitet wird? Liegt es, wie ein Freund vermutet hat am Länderfinanzausgleich?

Nachtrag: Dienstag kam, und ich hab jemanden erreicht. DIe Herrschaften machen eine Pause und arbeiten derzeit nix. So sieht es hier aus. Die hätten mich auch nicht genommen. Nicht weil ich schlecht wäre, sondern im wesentlichen weil ich nicht die Frau eines Delegates bin. Ich denke kurz nach. Äh..., das wird auch in Zukunft, wenn man sich dort entscheidet wieder was zu arbeiten nix.

Immerhin war da ja aber noch das zweite Unternehmen. International tätig, Büros in ganz Deutschland. Ich also frisch und fröhlich angerufen und mein Sprüchlein aufgesagt. Dann konnte ich erstmalig in meinem Leben das Geräusch des „Nichts“ hören. Jenes Nichts, dass sich zwischen den Ohren meines Gesprächspartners befand. Trotzdem meinte der Herr, nach einer kurzen Denkpause, freundlich, er würde mein Anliegen weiterleiten. Ich nenne erneut (hatte ich eingangs des Gesprächs natürlich auch schon getan) den Firmennamen. Dann eine entscheidende Verbesserung. Es waren Fragezeichen im Hirn durchs Telefon zu hören. Und die erneute Verischerung mein Anliegen weiter zu leiten. Es steigt eine geringe Menge an Misstrauen in mir hoch. Ich frage nochmal, ob ich denn bei der gewünschten Firma rausgekommen sei, wiederhole den Namen der Firma. Endlich meint mein Gegenüber, ich wäre nicht im richtigen Unternehmen gelandet. Ich atme tief durch und erkläre dem Mann, dass er in diesem Fall mein Ansinnen auch nicht irgendwohin weiterleiten müsse. Jetzt klingt er erleichtert. Ich kann ihn nicken hören.

Ich frage mich ein wenig wohin der meine Anfrage weitergeleitet hätte? In den Papierkorb? Zu einer weiteren realen Person? Sollte ich jemals eine Firma leiten, und so jemand sitzt bei mir am Telefon, ich würde vor dem Verfassungsgericht die Möglichkeit der körperlichen Züchtigung (mit Metalllinealen) einklagen. Bin ich verwöhnt aus Bayern?

Abschließend auch hier, wenn schon die Nummer auf der Webseite nicht stimmt, frage ich mich was das für ein Büro sein kann? Und ich habe mich selbst im Rahmen meiner beginnenden Vergreisung nicht verwählt. Sind denn das alles nur Briefkasten Firmen? Arbeitet in Hamburg denn niemand was seriöses?

Ich hab dann mal einfach so bei einem lokalen Flugzeugbauer angerufen, und wollte wissen mit welchem Relocation Unternehmen die zusammen arbeiten. Der erste Mitarbeiter der Personalabteilun wusste gar nichts, die beiden nächsten wussten immerhin, dass A. mit irgendwem zusammenarbeitet, aber nicht mit wem. Tolle Personalabteilung. Ich mach mal ne Preisliste fertig. Vielleicht kann man ja auch direkt was für A. machen. Die wirken nicht so als ob sie einen Plan hätten, da pass ich gut rein.

In meiner Eigenschaft als Technikgott, habe ich beschlossen ein Bügeleisen zu erwerben. Immerhin habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben in Hamburg irgendetwas im Arbeitsmarkt zu reisen. Und da ist ein gebügeltes Hemd (das wird insbesondere meine krank darniederliegende, nie bügelnde Freundin erstaunen) oft von Vorteil. Schier mangelte es am Bügeleisen und an einem Bügelbrett.

Erst in ein lustiges Kaufhaus namens 1000 Töpfe gegangen. Dann noch mal gegenüber in ein Gebrauchtkaufhaus gegangen, man muss ja haushalten, wenn man keine Arbeit hat. 

Dort einen phänomenalen Dampfreiniger mit Bügeleisen gefunden. Für kleines Geld und in so einem „Zuversicht-jede-Aufgabe-meistern-zu-können-Kärcher-Gelb“. Zuhause satte 2 Liter Wasser in das Ding gefüllt und hochgeheizt. Bügelbrett aufgebaut. Voller Vorfreude Wäsche geholt. 
Ja, ich hab mich gefreut. Ich mag gebügelte Hemden, bügle noch nicht mal ungern und Technik begeistert mich eh. 

Die LED signalisiert alles klar, kann losgehen. Ich halte das sehr professionell aussehende Bügeleisen. Dann betätige ich den Dampfknopf. Dampf schießt hervor. Und Wasser. Nein, nicht nur Wasserdampf, eine üppige Menge Wasser spritzt zusätzlich heraus. Ich bin irritiert und sehe dem Wasserstrahl entgeistert nach. So ein bischen wie beim Tennis. Ich sehe dem Wasserstrahl inmitten seiner Dampfwolke nach, wie er präzise auf meinen Verstärker trifft und durch die Kühllöcher im Inneren des Geräts verschwindet. Meine Brust verlässt so eine Art Urlaut. Irgedwas in der Richtung: "Argh!" Mein Finger löst sich sofort von dem Dampfknopf. Und ich drehe das Eisen weg vom Verstärker. UNd nein ich wollte natürlich nicht den Verstärker Bügel. Der hat keine Falten. Der stand nur nen Meter entfernt am Boden. Ich Richte das Eisen in Richtung Hose. Nun habe ich auf meiner Hose einen schnell größer werdenden Wasserfleck, weil das Drecks Bügeleisen wenig Interesse daran hat, ob ich den Dampfknopf nun drücke oder nicht. Es sabbert nach. Das bin ich ja aus dem Umgang mit Frauen gewohnt und ich gebe an dieser Stelle noch nicht auf. Ich denke kurz nach und komme zu dem Entschluss, dass es womöglich nur Anfangsschwierigkeiten (lange Standzeit, noch nicht heiß genug...) sind betätige den Dampfknopf erneut senke das Gerät gerade noch rechtzeitig, um nicht erneut meinen Verstärker zu wässern. Verstärker brauchen kein Wasser, sie blühen ja auch nicht. Der als Bügeleisen getarnte Wal wässert nun meine Hose. Von wegen Anfangsschwierigkeiten. Der Fleck auf der Hose umfasst das halbe Bein. Ich stoppe den Knopf. Und warrte bis nichts mehr Dampft und Wasser wie ein Supersoaker verspritzt. Um irgendetwas zu tun will ich den See auf meiner Hose einfach Trockenbügeln. Ohne Dampf. Leider verfügt dieses solide aussehende Teil über die Gleiteigenschaften von Schmirgelpapier. Welcher gottverdammte Vollpfosten konstruiert denn bitte so einen Schrott? Möge er in einer speziellen Designerhölle schmoren. Auf unbequemen Stühlen und solchen Schuhen.
 
Ich habe immer noch ungebügelte Hemden, Angst meinen Verstärker einzuschalten, und eine feuchte Hose. Toller Tag soweit.

Ach, als ich das Haus verlasse kommt mir ein Mitbewohner in einer wenig hübschen hellblauen Regenjacke entgegen. Da er – neben einer reichlich albernen Optik - ziemlich nass wirkt, versteige ich mich zu der Mörderaussage:“ Oh, regnet es draußen?“ Gut, das ist wenig gehaltvoll und angesichts der Tatsache, dass der Mann tropft auch arg offensichtlich. Er schaut zur Türe, „Naja, das würde ein Hamburger noch nicht als Regen bezeichnen.“ Ich betrete den „Nichtregen“. Wenn es kein Regen ist, was dann? Die Sintflut? Wenn viel Wasser von oben kommt nennen wir es im Süden Regen. Muss hier noch Wind dazukommen, so dass es einen immer von der Seite trifft? Oder ist es erst dann Regen wenn Gondeln durch die Hamburger Straßen fahren? Die spinnen hier. Ich wäre in der Pfütze vor dem Auto fast versunken. Kein Regen. Alter, Wo bin ich da hingeraten.

Kurzer Nachtrag noch mal V. Ist den Fängen der Klinik entkommen und kann mittlerweile wieder was essen. Und in sich behalten. 

Ich vermute mal das ist in der Schwangerschaft normal, dass Frauen gelegentlich aufstoßen. Nun bin ich hier im Norden. Das ist kein Aufstoßen das ich hier erlebe. Das sind Brunftschreie von Elchen. Ein Bauarbeiter - in den Achtzigern, als die noch Weizen und kein Mineralwasser getrunken haben - würde anerkennend und mit ein wenig Neid die Knie beugen und den Saum Ihres Rockes küssen. Selbst nach einem Kasten Weizen. Unglaublich. Wenn nach so einem Röhren der Boden das Zittern aufgehört hat, dieser unschuldige Blick, mit einem gemurmelten: "Entschuldigung". Unbezahlbar. Ältere Damen werden bei dem Lärm des Rülpsers - eine sehr goldige Verniedlichung des Sachverhalts - in die Luftschutzkeller rennen, soweit das mit einem Rollator geht. Aber vermutlich werden all meine Eltern-Freunde sagen das wäre normal. Ich solle nur mal abwarten, das wird noch schlimmer. Ich geh jetzt dann Lärmstopper kaufen...

Sauce von Jamie Oliver übrigens genießbar.

Und wer ein wenig auf die Mischung SF und Thriller steht möge bitte in „Looper“ mit Bruce Willis gehen. Endlich mal wieder ein richtig guter Film mit einer cleveren Story, Gewalt und alles was dazu gehört. Ach, vor allem mit der großartigsten Folterszene die ich bis dato gesehen habe. :D Das klingt seltsam aber die ist wirklich gelungen. Da hab selbst ich ein wenig geschaudert. Wirklich ein geiler Film.

Grüße aus der Hauptstadt der Irren und des Regens

1 Kommentar:

Blendi hat gesagt…

Soooo gut. Mir sind die Tränen vor lachen gekommen.
Also so leid es mir tut, dass du dort oben so unterbeschäftigt bist, so gut ist das für uns, dass du dafür Zeit für deinen Blog hast.