Samstag, Oktober 27, 2012


Es geht weiter...

Mittlerweile kenne ich die Stecke Nürnberg Hamburg ziemlich gut. Ich bin sie auf sehr viele verschiedene Arten und Weisen gefahren. Mit dem Flieger, der Bahn, dem Auto. Aber mit dem Auto über die A7 ist in der Tat eine Frechheit. Welcher Wahnsinnige war denn der Meinung, dass siebzehntausend Baustellen zur selben Zeit auf dieser Strecke sinnvoll sind.? Oder notwendig? Diese Autobahn ist auf der gesamten Länge ein lächerlicher Flickenteppich aus freier Strecke und Baustellen. Man fährt so etwa 4 km, dann kommt eine Baustelle. Da wird man echt blöd im Kopf. Aber bei all diesem Abbremsen verliert man das Gefühl, voranzukommen. Das ist sehr unbefriedigend. Nein, die A7 macht keinen Spaß. Ein großer Teil der Baustellen soll laut den Bautafeln Ende November fertig sein. Ich frage mich immer, wie wollen die das schaffen? Da ist ja nie jemand, der was macht. Glaubt der Straßenplaner, dass die Heinzelmännchen was voran bringen? Gibt’s überhaupt noch so viele Bauarbeiter, um die Baustellen auch voranbringen zu können? Ich fahr die A9. Dauert eventuell etwas länger, aber man fährt wenigstens.

Mittlerweile hat sich immerhin eine Relocation Firma gemeldet, die jemanden in Hamburg brauchen kann. Wir werden sehen was da bei rum kommt. Und meine Firma hat einen Auftrag für mich. Der würde in Nürnberg locker 200 Euro bringen. Ist ja super für nen Monat. Wenn man unter einer Brücke wohnt. Und ich kann HiFi machen. Allerdings in Lübeck. Ist ja nur ne Stunde weg. Es besteht der Hauch einer Chance, dass wir in Hamburg nicht verhungern müssen. 

Ich möchte auch noch einen kleinen Absatz zu Thema Schwangerschaftsvorbereitungskurs loswerden. Wir waren ja auf einem 2 tägigen Intensivkurs für Paare in einem Geburtshaus. Zunächst mal sind da lauter relativ junge Paare. Und das Geburtshaus ist verhältnismäßig kalt. Ich dachte immer, im Kreißsaal sei es relativ warm. Nicht im Geburtshaus. Vielleicht weil keiner von uns vor hatte, an diesem Wochenende zu gebären. Gut, somit habe ich die beiden Tage im wesentlichen in eine barmherzig dargebotene Decke gemümmelt und am zweiten Tag zusätzlich mit Jacke verbracht.
Interessant ist das Konzept, eine 2 tägige Schulung auf Yoga Matten liegend zu halten. Da sollte der Vortragende schon sehr davon überzeugt sein, dass er nicht ermüdend ist. Und jetzt mal bitte ganz ehrlich: Jeder der schon mal an einem Seminar teilgenommen hat, hat auch im Lauf des Tages (gerne nach dem Mittagessen) ein wenig mit der Müdigkeit gerungen. Nicht, dass es bei uns anders gewesen wäre. Nur, dass wir im Liegen mit Kissen und Decken bewaffnet, versucht haben, der Müdigkeit zu trotzen. Was für ein Mörderplan! Und ich darf sagen, dass das Bekämpfen nicht bei allen Teilnehmern (vor allem den männlichen) immer gut gewirkt hat. Da gab es den einen Südamerikaner. Dieser Mann hat 14 Stunden lang nichts gesagt und immer desinteressiert gewirkt, sofern er die Augen offen hatte. Wenn ich raten darf: Er ist nicht aus eigenem Antrieb zu dem Kurs gekommen. Aber auch viele andere Männer haben sich eine meditative Pause gegönnt. Jetzt sehe ich auf der Stirn aller (kinderlosen) Leser die Frage: Ja, und? Bringt so ein Kurs denn was? Ich sage: „Ja.“ Aber 5 Stunden sind vollkommen ausreichend. Da ist schon viel blabla mit dabei.

Aber natürlich auch echte Knaller: Atemtechnik für die unterschiedlichen Phasen der Geburt. Unsere Hebamme hat schon immer wieder im Verlauf der Schulung auf diese Atemtechniken hingewiesen. Sonntag war es dann soweit. Die erste Atemtechnik. Also Freunde, nun mal gut aufmerken. Die Atemtechnik beginnt damit einzuatmen. Dann wartet man kurz und atmet wieder aus. Ja. So sieht es aus. Ich frag mich ja, wie ich mich die letzten 46 Jahre überlebt habe, ohne dieses fundamentale Wissen. Einatmen, Pause, Ausatmen. Dieses alte geheime Wissen der weisen Frauen. Huhu. Aber das war ja nur die erste der Atemtechniken. Die nächste war deutlich komplexer. Einatmen, kurz warten, mit Geräusch ausatmen. Nein, ich elender Narr, nicht einfach nur ein Geräusch. Man muss einen Buchstaben atmen... Aber nicht irgendeinen Buchstaben. Man muss SEINEN Buchstaben finden. Den, der sich richtig anfühlt. Ich war bis dato der Ansicht, dass sich einzelne Buchstaben eher im Kontext mit anderen Buchstaben richtig anfühlen. So wie hier, in einem Text. Aber natürlich kann man auch einzelne Buchstaben atmen und versuchen herauszufinden, welcher Buchstabe sich richtig anfühlt. Yieeeha! Bald tanze ich noch meinen Namen.
Darüber hinaus darf man sich dann auch noch anhören, was es bedeutet, wenn man sich einen bestimmten Buchstaben als den seinen erwählt hat. Seht es mir nach, ich hab vergessen was mein UUUUUUU zu bedeuten hatte. Ich atme einfach nicht mehr. Die dritte geheime Technik besteht – wie überraschend – aus einatmen, dann einem stoßweisem ausatmen. So wie wenn man viele einzelne Kerzen ausbläst. Das hilft auch bei irgendwas. Sonst erinnere ich mich an ausführliche Darstellungen wie das Kind sich durch den Geburtskanal arbeitet, mit einer kleinen Puppe und einen Stoffbecken. Daran, dass mir oft kalt war, ich mir nachmittags ab und an eine meditative Pause gegönnt habe und Unmengen an sehr seltsamen Tee und viele Kekse konsumiert habe. Vielleicht kann ich ja noch ein Skript kaufen. Mit wunderbaren Buchstaben, die sich da auch wohlfühlen.

Sonst... Eine gute Woche vor dem errechneten Geburtstermin... Schwangere verströmen schon eine gewisse Heiterkeit. Also wenn man dann so die niedlichen Hilferufe empfängt. „Kannst du mich mal ein wenig schieben, damit ich hochkomme. Oder wenn sich die Frau des Hausen wieder mal leichtfertig in die Hocke begeben hat und dann selbständig nicht mehr hoch kommt. Das hat so ein wenig was von einem auf dem Rücken liegenden Maikäfer. Maikäfer ist generell ein guter Vergleich. Auch die etwas unkoordinierte, behäbige Bewegung des Insekts findet sich bei Schwangeren. Man sollte es nicht eilig haben. Niemals. Um in den zweiten Stock zu gelangen empfiehlt es sich entweder uncharmant vor zu gehen, oder eine Zeitschrift dabei zu haben, die man unterwegs lesen kann. 2ter Stock, da reicht die Bildzeitung. Höhere Stockwerke? Ich würde die Zeit empfehlen. Nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch wegen des programmatischen Titels.

Abschließend muss ich noch eine Warnung aussprechen. Bis vor nicht all zu langer Zeit sagte mir der Begriff Stilldemenz nichts. Vielen nicht Schwangeren sagt der sicher auch nichts. Aber mit Verlaub, das ist ein sehr wilde Sache. Hormonell bedingt werden Frauen schusselig, haben Wortfindungsstörungen, das Gehirn arbeitet weniger präzise. Nun werden viele Männer erstaunt fragen: „Wo ist da jetzt die Änderung?“ Die einfache Antwort lautet: „Egal wie es vorher war, es wird schlimmer“. Damit es ein wenig verständlicher wird hier ein Beispiel. Vorweg: V. hat immerhin einen universitären Magister Abschluss. OK, aus Hamburg, aber das ist ja auch nicht schlechter als ein bayerisches Abitur. Vergleichbar würde der ein oder andere mit Blick auf aktuelle Studien wohl spöttelnd sagen. Ich natürlich nicht. Niemals.
Die brennende Frage heute morgen war: Was machen wir denn mit dem Babybettchen? Wie bekommen wir dieses ans Bett, wenn dann da die Wickelkommode steht. Das war nicht nur ein 2 sekündiger Gedankengang sondern ein 5 minütiges Morgendrama. Vs Vorschlag zu Lösung des Problems war: Wir schlafen auf der anderen Seite des Bettes. Ich möchte um die ganze Tragweite der Diskussion hier eine kurze Lageskizze einfügen. Anhand der Skizze kann man die immense Problematik sofort erkennen. Erschaudert bitte ein wenig.



Euch ist bei der Bewertung der Situation schon klar, dass dieses Kinderbett beweglich ist. Ebenso wie die Kommode. Und wir sprechen von einer Kommode, die noch nicht einmal da ist. Und selbst wenn keines der Möbel so ohne weiteres beweglich wäre, würde ich mit Freude Rollen drunter schrauben. Und es ist nicht so, dass diese Diskussion mit einem „Lass uns mal warten bis die Kommode da ist, dann sehen wir schon“ abzukürzen wäre.

Und jetzt kommt der Clou! V. stillt noch nicht mal! Das wird, wenn man Freundinnen glauben darf, noch schlimmer. Ich wappne mich mit Bachblüten... oder Baldrian. Oder echter Medizin.

Das zusammen mit dem „Käfersyndrom“ ist schon echt der Knaller.

So, der Welt größte Rückenstreichler, -drücker, Fussmasseur und genereller Frauenwohlfühlbeauftragter meldet sich ab. Die Frau ruft. 

1 Kommentar:

Bardun hat gesagt…

Bei der Gelegenheit: Herzlichen Glückwunsch!