Mittwoch, Dezember 12, 2012

Der zukünftige Muff

Zum Kind geht’s weiter unten. Ja wir haben ein Kind. Aber Geduld. Der Kater Text ist vor der Geburt entstanden.

Das ist die Stelle an der ich über DIE Katze sprechen muss. Gelegentlich war Vs Katze ja schon mal Thema hier. Diese Katze, die in einem 20 minütigen Zeremoniell verabschiedet wird. Das Verabschieden fängt zumeist sacht mit kinderstimmlagigen Morni-Morn Rufen an, steigert sich zu Knuddelattacken, eine mittleren Bemittleidungsorgie, weil die arme Katze ja vollkommen verzweifeln wird, wenn Frauchen nicht da ist. Dann gibt es was unfassbar Leckeres zu fressen, weitere Knuddelattacken auf den verstörten Kater, Morni Morn Rufe, wildem rumrutschen auf den Knien und tränenumwölkten Abschiedsaugen bei V.
Was für ein toller Kater. Ich werde übrigens so nicht verabschiedet. Das ist sehr viel schlichter. Selbst wenn ich für Wochen weg bin.

Mal ne Frage am Rande... Wart ihr auch schon mal morgens um 5:40 vor einer Wäscherei gestanden? Ich schon. Und ratet mal warum...

Wir gehen nun gemeinsam in die Vergangenheit. Meinen letzten Geburtstag, bzw. den Abend danach. 22:00 Uhr, ich will mich ins Bett zurückziehen. Immerhin wars es am Vortag feierbedingt etwas länger. Kaum liege ich darin, fällt mir ein unangenehmer Geruch auf. Böse Vorahnungen und kleine Gewitterwolken schweben über mir. Dann ist die feuchte Stelle gefunden und die Sicherheit ist da. Der zukünftige Fellkragen meines Mantels hat wieder mal ins Bett gepisst. Und wie immer auf meine Seite. Das toller-Kater-Arschloch.

Der Übeltäter war nicht zu sehen. Verschollen. Ich packe also die Sachen in eine Tüte und begebe mich so gegen 23:00 Uhr in den Waschsalon. Dort sind, um das für alle Unwissenden zu erläutern, die Maschinen größer, so dass ich problemlos mit einer oder zwei Maschinen parallel hinkomme. Daheim wasche ich 5 Maschinen nacheinander. Das ist viel nerviger. Unter anderem, weil der Trockner doppelt so lange dauert wie die Wama. Ich bin mit meiner Wäsche und ein wenig Entspannungsflippern so gegen 0:30 fertig. Packe alles zusammen und verlasse den Waschsalon. Dann, dieser Da-war-doch-noch-was-Moment. Ich denke kurz nach, und erinnere mich daran, mein Handy zum laden an eine Steckdose geklemmt zu haben. Ich also wieder rein. Gut, fast rein. Ich zerschelle ein wenig an der Türe. Zu. Und zwar ganz. Öffnungszeiten von 06:00 bis 00:00 Uhr. Uhrcheck: 00:30. Automatiktüre. Ich sehe mein Handy durch die Fensterscheibe. Toll. Positiv zu vermerken wäre: Es wird also um 6:00 morgens, wenn da wieder geöffnet wird, zumindest geladen sein. Noch mal ein wenig verzweifelt an der Türe gerüttelt. Uhrencheck. 00:50 zuhause, Wecker auf 05:10... bitter. Nach sehr wenigen Stunden stehe ich also um 05:40 vor dem immer noch verschlossenem Waschsalon. Alles so wie ich s verlassen habe. Nur der Boden ist jetzt feucht. Hmmm. Kontrollblick durchs Fenster: Handy weg. AHHHHH! Die Putzfrau. Ich suche verzweifelt einen Betreiber. Nix zu sehen. Wieder heim. Internetrecherche. 6:00 den Betreiber angerufen. Geht niemand ran. Irgendwie nicht verwunderlich. Ich würde um die Zeit auch nicht ans Telefon gehen. Verzweifelt weine ich mich in den Schlaf. Aber nur kurz. 07:15 ruft der Betreiber an. Nimmt meine Sorgen auf und sagt er werde sich melden, sobald er im Salon ist. Ich schlafe wieder ein. 9:00 ruft er an. Handy ist da, aber er fährt gleich in den nächsten Salon. Ich springe in die Kleidung, rase quer durch die Stadt und treffe ihn im nächsten Salon. Samt Handy. Um 10:00 habe ich es wieder. Übermüdet, aber erleichtert. Meinen Dank an den zukünftigen Fellstiefel.


So, nun aber zu den wichtigen Dingen des Lebens. Vor mittlerweile 5 Wochen ist unser Sohn auf die Welt gekommen. Gesund. Aber auch hier springe ich ein wenig zurück.

Sonntag Abend so gegen 17:00 wir sitzen beim Essen im Mercado. Plötzlich stockt die Essensaufnahme. „Ich glaub, ich hab Wehen.“ Ich bin nicht überzeugt. Wir gehen, dann langsam wieder zur Wohnung. Und langsam bedeutet hier langsam in einem Ausmaß, dass ältere Menschen, die gemeinhin mit Rollator durch die Gegend mümmeln, freundlich grüßend links überholen. In der Wohnung machen wir erst mal nix. Diese Pseudowehen sind wenig beeindruckend. Zumindest von außen. Gegen 21:00 habe ich dann ein gewichtiges Kunstwerk auf meiner Frau vollendet.

Man muss ja auf Nummer Sicher gehen.

Der Hauptgrund ist natürlich, dass der Klene nicht auf falsche Gedanken kommt und die alberne Meinung vertritt, das hier oben gebotene hätte was mit Fußball zu tun. Also gelebtem Fußball.

Wir legen uns erst mal hin. 02:00 Uhr. Die Pseudowehen werden stärker. V. würde gerne in die Klinik. Ich meine müde, aber dennoch großherzig, dass wir gerne nach Altona fahren können, das wäre näher als das andere Krankenhaus. Die würden uns eh wieder heimschicken. Aber Mann will ja nicht so sein und zumindest gelegentlich die Wünsche der Partnerin umsetzen.

Wir fahren rüber, schildern den Stand und als ich schon wieder am abdrehen bin, meint die verblendete Hebamme: “Das ist sei ja alles großartig, gehen sie mal in das Wehen Zimmer.“ Kurze Untersuchung, dann weiß ich, dass auch Pseudowehen den Muttermund öffnen können. Erstaunlich. Alles Laien hier. In jedem Fall ist das Bett in dem Zimmer groß genug, dass ich neben V. ein wenig schlafen kann. So ne Geburt – nur für den Fall, dass es nicht doch der erwartete Diagnosefehler ist – kann sich ja bis zu von 12 Stunden bis zu Tagen, wenn nicht Wochen hinziehen. Zumindest wenn man den Horrorstories der Bekannten glauben darf. Somit ist vorschlafen kein Zeichen von „ich liebe V. nicht“ sondern von Cleverness!

Um 07:30 meinen die dann wir sollten jetzt mal in den Kreißsaal wechseln, alles wäre am Start. Die Hoffnung, dass es nur Blähungen wären wird geringer. V. steuert schnurstracks auf die Badewanne zu – die sie sonst ja eher zugunsten der Dusche verschmäht – schmeißt sich rein und wird diese knappe 2 Stunden später wieder mit Kind verlassen. Tage... Kollegen... In your Face! Nun werden vor allem die Noch-Nicht-Väter sich fragen, ja und wie isses? Kurz und knapp:
Pendelnd zwischen aufregend, langweilig und großartig. So am Anfang ist es spannend. Es geht ja los. Allerdings passiert wenig. Außer Anfeuerungsrufen und Lob der Hebamme (Pressen, Ja, gut machst Du das...) Praktisch wie im Film. Nur ohne den Schnitt wenn es anfängt ein wenig repetitiv zu sein. Die Rolle des Mannes ist gelinde gesagt überschaubar. Luft zu fächeln, Stirn kühlen, ab und an ähnliche Sachen sagen wie die Hebamme. Aufpassen, dass man nicht gähnt, wenn es ein wenig langweilig wird.
Ich, für meinen Teil saß am Kopfende der Wanne, eingekeilt zwischen Wanne und einer riesigen Pflanze. Die mir gerne mal in den Hals gepieckst hat. An sich hätte ich Lendenschurz und Palmwedel benötigt. Dann wäre es stilecht gewesen.

Irgendwann meint die Hebamme, dass man nun die Haare sehen würde. Das kann ich nicht, ich sitze ja auch der falschen Seite. Und dann sehe ich beim pressen in der Tat die Haare. Und schwupps sind sie wieder weg. Dann wieder pressen, Haare da, schwupps wieder weg. Bei den ersten Malen spannend, dann wird’s doch auch wieder ein wenig zäh. Die Mannschaften neutralisieren sich im Mittelfeld, sozusagen. Wenn man V. betrachtet, würde ich sagen, es ist auch eine anstrengende Sache. Ich fächle und tupfe wie wild. Das sieht in der Summe auch ein wenig ineffizient aus. Also nicht mein Fächeln. Aber dieses hin und her. Allerdings nach weiteren 20-30 Minuten war dann der Kopf da, der übrigens schon größer ist als man erwarten würde. Und danach wars noch ne Minute und der Kerl war da. Das ist dann der Moment den ich als großartig bezeichnet habe. Schwer zu beschreiben. Muss man erlebt haben.

Zwei Tage nach der Geburt
So nun kommt der eigentlich heitere Teil. Meine Frau ist ja schon schlau. Nach der Lektüre von gefühlten 20 Büchern, Internetrecherche, Foren, Vorbereitungskursen und Tips von Freundinnen, war sie unfassbar gut auf die Geburt vorbereitet. Sensationell. Nun kommt das aber. ABER es gibt ja die Zeit nach der Geburt. Die schlauste unter den Frauen war der Meinung, nun sei alles vorbei und sie könne aus dem Krankenhaus spazieren und alles wäre wie vor der Schwangerschaft. Unter Eingeweihten das, was man einen EPIC FAIL nennt. Da geht erst mal tagelang ganz wenig, das sagt einem nur keiner der Freunde. Hat sich V. gegen Ende der Schwangerschaft wie ein 90 jähriger bewegt, bewegte sie sich nach der Geburt wie ein 103 jähriger mit einem Hüftschaden. Schnecken haben uns lächelnd überholt, Faultiere sich wie im Zeitraffer bewegt. Unfassbar. Erstaunlich, dass sich alle Organe erst wieder an Ort und Stelle moppeln müssen. Oder dass die fehlende Plazenta eine offene und ordentlich blutende Wunde im Bauchraum darstellt. Wochen der eingeschränkten Möglichkeiten nennt man das dann wohl. Ob sich wohl hinter der Bezeichnung Wochenbett eine Wahrheit verbergen mag.

Das krönende Highlight ist allerdings der Besuch beim Kinderarzt gewesen. Der wurde empfohlen. Und ist relativ nahe. Eine One-Man-Show. Die Praxis sieht ein wenig so aus wie man sich eine mondäne Hamburger Kinderpsychologen-Praxis vorstellen würde. Nur waren wir mit einem 5 Wochen alten Säugling natürlich nicht beim Psychologen, sondern bei einem normalen Kinderarzt. Kinderpsychologe mit einem Säugling. Ihr habt sie doch nicht mehr alle.

Ein Traum dieser Mann. Diese Roman Weidenfeller Gedächtnisfrisur. Wie ich sie liebe. Ähnlich wie fauligen Nagelpilz. Und dann diese Fragen. Wirkte ein wenig doch wie beim Psychologen. Irgendwie hat er gerne gefragt aber auf Fragen unsererseits nur sehr ausweichend, an sich gar nicht geantwortet. Zumindest nix konkretes.

Wir erklären ihm, dass ich beruflich ne Woche nach Werne muss und V. mit dem Kleinen gerne mitkommen würde. Hintergrund ist, dass alleine mit Leonard zuhause nicht das präferierte Szenario von V ist. Es entspinnt sich ein kurzer Dialog in weit „nicht präferiert“ sich auf Vs Gemüt auswirkt. Sie erklärt, dass Sie dann sehr angespannt und genervt ist. Er erklärt im Gegenzug, dass das normal sei, aber es aus Sicht des Kleinen nicht toll ist zu verreisen, weil der hauptsächlich zu Hause sein will. Nachfrage erneut, ob man ihm denn damit schaden würde. Die Antwort ist wieder sehr ausweichend und nicht konkret. Erneutes nachfragen, selbes Spiel. Aus Sicht des Kleinen nicht ideal. Zwei Hebammen meinen zur selben Frage: Ist an sich egal, der Kleine ist dann glücklich, wenn die Mama glücklich ist und in der Nähe. Somit reisen kein Ding. Wir sind ein wenig irritiert. Dann die Frage nach der Impfung. Ob wir uns schon Gedanken zum Thema Impfen gemacht hätten. Ich erwähne ja schon wir würden gerne die Standard Impfungen durchführen lassen. Er nickt weise. Ja, dass wäre ja kein so einfaches Thema, er würde uns empfehlen entweder einen seiner Vorträge zu besuchen oder das Buch impfen Pro/Contra zu lesen. Der Mann ist Anthroposoph. Es macht Klick. Die Kantone in der Schweiz in denen die Anthroposophen hausen, sind die mit der höchsten Rate an Impfverweigerern und darüber hinaus auch die, mit den meisten toten Kindern wegen Masern und co. Was für ein Zusammenhang. Ich frage mich, was ich hier mache. Klar kann man mich darüber aufklären, dass eine Impfung Nebenwirkungen und Komplikationen haben kann. Aber ein Arzt der offensichtlich Impfgegner ist, liegt so erst mal nicht auf meiner Wellenlänge. Dafür haben wir einen Haufen Prospekte teuerer Premium Hersteller von Babyölen und solchen Sachen bekommen, Und großartige Prospekte von Freunden (denke ich) die tolle Kursangebote haben. Kinesthetic infant handling. Ich zitiere kurz von der Webseite: „Ein besonderes Angebot für die Kleinen unserer Gesellschaft. … Sie fördert bzw. unterstützt die Fähigkeiten der Menschen und bietet eine große körperliche Entlastung im Miteinander. Orientiert an den kinästhetischen Konzepten ist eine respektvolle Begegnung und Unterstützung möglich.“ Wir sprechen hier von einem angeleiteten Angrabbeln der Kleinen. Damit die Mutter ihr Kind versteht. Der Burner! Aber er bietet auch von Aqua Balancing. Eine Art Babyschwimmen zu sachte überhöhtem Preis von nur 60€. Der Mann hat wirklich einen an der Waffel.

Fachlich übrigens eine Koryphäe! Er bemängelt, dass laut des Babybord- und Wartungsbuchs bei der U2 kein Vitamin K verabreicht wurde. Hm. Ok, ich gestehe da steht in der Tat nicht Vitamin K. Sondern der Name des Präparats. Bitte. Das kann doch nicht sein. Ich meine es steht da doch. Und wenn ich keinen Plan habe kucke ich heimlich im Netz nach... Google weiß es. Dieser Sachverhalt hat ihn übrigens nicht gehindert, selbst auch kein Vitamin K zu verabreichen wie man es normalerweise (steht in einem der vielen Flyer mit denen er uns abgespeist hat) bei der U3 tut. Mir gehen ein wenig die Schimpfworte für ihn aus...
Das Monster Highlight war aber die Wärmelampe. Er legt Lenny auf nen Wickeltisch und erwähnt so nebenbei, dass wir ja auch eine Wärmelampe hätten. Ich verneine. Er wird fahrig. Streicht sich wild das Weidenfeller Pony aus dem Gesicht. Aber ohne Wärmelampe könne man Babys nicht wickeln. Die bräuchten Wärme. Ich erwähne, dass wir zu diesem Zweck einen Fön verwenden. Der wärmt, und beruhigt, ob des Geräusches (ähnlich wie im Bauch übrigens) den Kleinen ungemein. Entsetztes Augenaufreißen. Erneutes Haare aus dem Gesicht wischeln. Nein, das wäre viel zu laut und vollkommen ungeeignet. Das Baby verfällt beim Fönen in eine Schockstarre. Ich bin überwältigt. Diese Aufwallung der Gefühle! Ich stelle mir gerade vor wie mein Sohn in dem warmen Luftzug liegt, sich wohlig räkelnd und glücklich lächelnd.Verdammt, so sieht eine Schockstarre also aus. Hatte ich mir anders vorgestellt. Um einer weiteren Auseinandersetzung zu entgehen, stimme ich einem auf einer Lampe umgehend zu. Übrigens haben wir hier in Werne im Hotel keine Wärmelampe sondern auch einen Fön. Und ein glückliches Kind.

Moment ich höre mal kurz in mich, wie oft ich noch zu dem Arzt gehen werde... Ja. Noch ein mal um ihm einen Haufen auf den Abstreifer zu machen.
So ein Depp.

Kurzer Nachtrag: Natürlich haben wir die Anregung eines Freundes aufgegriffen, und machen viele diskriminierende Fotos des Kindes, um uns später in der Pubertät Wohlverhalten erpressen zu können.

Nachtrag 2: Bemerkung einer Freundin, bei der wir gestern zu Besuch waren. Der Kleine hat aber ein ordentliches Gemächt. Das ist ja fast so groß wie das Ihres Fünfjährigen. Tja, was soll ich sagen. Ich hab schon ein wenig gelächelt so in mir drin. :D



Grüße vom Papa.

2 Kommentare:

Steff + Chris = Paul hat gesagt…

Das Gemächt eines 5-jährigen. Herrlich!!!
Habe eine Wämelampe zu verkaufen, nutze Fön... Haha

Steff + Chris = Paul hat gesagt…

Ach , zum Bild Sage ich jetzt nicht wie alle anderen. Ochhhhh süüüssssss... Ich sag nur der Begriff glatt wie Babyhaut hat seit Pauls Geburt eine neue, nicht unbedingt erwartete Bedeutung.... ;)