Gefühlte Jahrhunderte
sind vergangen, seit ich das letzte Mal
gebloggt habe. Nun kann ich noch nicht mal sagen, dass mein Leben arm
an skurrilem wäre oder so. Ich hab halt nur keine Zeit. So was
passiert, wenn man um Frau und Kind herum wuselt.
Ein beständiger Quell des
Kopfschüttelns, Augenrollens und entgeistert Lachens ist ja meine
Arbeit. Und das nicht zu kurz.
Um all das neue besser verständlich zu
machen. Hier an ganz kurzer Abriss:
Ich arbeite derzeit als Umzugshelfer
2.0. Das mache ich seit nunmehr fast drei Jahren. Ich habe in Firma
1, (relativ charmant, klein, lokal) begonnen. Die wurde dann Mitte
letzten Jahres von einer größeren Firma (2) gekauft. Ende des
Jahres bin ich dann wegen Frau und Kind nach Hamburg gezogen, immer
noch bei Firma 2 unter Vertrag. Da hieß es ja das wäre gar kein
Problem und so… Genau. Nur leider habe ich viel zu wenig Aufträge,
wie sich mittlerweile erwiesen hat.
Und aus wenigen Aufträgen sind nun
seit 2 Monaten stattliche Null geworden. Nun habe ich es auch
ziemlich offiziell, dass ich keine Aufträge hier in Hamburg von
meiner Firma bekommen werde, da – und ja, das ist in der Tat die
Begründung! – mich meine Chefin hier vor Ort persönlich nicht
mag. Also im Vergleich zu Deine Arbeitsqualität ist unterirdisch
oder so, natürlich absolut stichhaltig, vor allem weil ich ja nur
alle paar Wochen mal im Büro aufschlage.
Nun ist es ja auch nicht so, dass Sie
mir dies ins Gesicht gesagt hätte. Ach, was rede ich, wenn Sie ihre
Kritikpunkte überhaupt mal geäußert hätte. Das kam immer nur über
den Umweg meiner „alten“ Chefin aus Nürnberg, die übrigens
immer noch der Meinung ist, dass ich ein ziemlich guter Mitarbeiter
bin. Überraschend, ich weiß, aber ich kann ja nix für. Nun könnte
man sagen dass man als Chef, auch als weiblicher, doch die Eier in
der Hose haben sollte und meinem Mitarbeiter, der nach Hamburg
gezogen ist und eine Familie ernähren muss, doch mal sagen könnte
wie man mit ihm plane oder warum nicht. Ihm womöglich die Chance
geben etwas zu ändern. Pfff, was rede ich denn. Das ist ja auch zu
viel erwartet. Viel zu viel.
Da ich ja nicht hinreichend Aufträge
bekommen habe und die Hamburger Chefin mir ja auch gesagt hatte, ich
möge mich auch nach anderen Auftraggebern umsehen, habe ich dies
getan und bei zwei weiteren Relocation Service Providern
unterschrieben. Für die meisten Firmen im Business ist das eh ganz
normal. Sind ja alles Freelancer. Die bestehen auf Geheimhaltung und
gut ist.
Und hier steigen wir wieder ins
aktuelle Geschehen ein. Ich habe kürzlich, weil ich eine ehrliche
Sau bin, meiner alten Chefin aus Nürnberg gegenüber erwähnt, dass
ich bei einer anderen Firma (3) unterschrieben habe, die mir auch
ordentlich Aufträge gibt. Was mir finanziell den Arsch rettet. Sie
freut sich. Einen Tag später ruft Sie mich aber an und meint, dass
die Firma bei der ich unterschrieben habe leider der Hauptkonkurrent
in Nürnberg ist und dieser Sachverhalt alles etwas schwieriger
machen würde. Es könne also sein, dass ich keine Aufträge von
Siemens annehmen darf (Hauptkunde in Nbg), weil sich das
überschneiden könnte. Somit habe ich zwei Siemens Aufträge in
Nürnberg abgelehnt. War auch nicht schlimm, bin ja eh in Hamburg.
Kurz später fällt dann dem Obersten
Boss und Eigentümer meiner alten Firma (2) auf, dass die neue Firma
(3) böse, böse ist. Das heimtückisch böse sieht man leicht daran,
dass sie meiner alten Firma (2) in Nürnberg 3 von 5 großen Kunden
abgenommen hat – Siemens z. B.). Daher darf nicht für Firma 2 und
3 gleichzeitig arbeiten. Firma 3 ist das übrigens egal für wen man
noch arbeitet. Die vertreten die Meinung Konkurrenz ist eh überall.
Sie vertrauen auf die Verschwiegenheit der Mitarbeiter. Ich wurde
somit von meiner alten Firma vor die Wahl gestellt, mich zu
entscheiden.
Freunde, ich muss mich zwischen null
Aufträgen bei meiner Alten und einem Arsch voll Arbeit bei der Neuen
entscheiden. Äh, Moment, lasst mich mal nachdenken. Nur mal zum
Verständnis noch mal: Meine alte Firma verliert in Nürnberg 3
Kunden an meine neue Firma. Daher darf ich in Hamburg, selbst wenn
ich weder in Hamburg noch in Nbg Siemens Aufträge annehme nicht für
die neue Firma arbeiten. Genau. Klingt schon sehr logisch. Aber die
neuen sind ja böse. Genau. Höre ich da leise Mutti, Mutti Rufe?
Stampft da jemand beleidigt mit beiden Beinchen auf den Boden?
Und die neue Firma soll ja auch einen
ganz schlechten Ruf haben. Finde ich witzig. Damals in der guten
alten Zeit, war meine alte Firma (1) immer teurer als Firma 2. Firma
2 hat den Zuschlag bei Siemens nur nicht bekommen, weil sie einen
schlechten Ruf hatten. Nun hat Firma 2 das Problem damit gelöst,
dass sie Firma 1 gekauft haben. Cleverer Plan. Leider haben sie
prompt drei ihrer Hauptkunden an einen anderen schlecht beleumundeten
Mitbewerber (3) verloren. Somit muss meine neue Firma auf der
Hitliste der schlechten Beleumundung nicht ganz so abgeschmiert sein
wie meine alte. Und gut, dass andere Kunden das noch nicht gehört
haben. Ich habe hier Aufträge von fünf unterschiedlichen, ziemlich
großen, bekannten und angesehenen Unternehmen. Hm, ja ich seh schon,
die sind sicher ganz schlecht. Schon seltsam, oder? Naja, wer weiß
wofür es gut war. ;) Oder redet irgendeiner einfach Blödsinn?
Ansonsten ist Hamburg momentan (auch
angesichts der nicht vorhandenen Aufträge in Nürnberg) erste Wahl
als Lebensgrundlage. Alte Weisheit: Da sein, wo es Geld zu verdienen
gibt.
Darüberhinaus habe ich es immerhin
geschafft, im Rahmen der konstanten „Hamburg bietet so viel“
Propaganda zumindest mal einen Abend ins Kino zu gehen. OK, ich bin
ja aus einer Kleinstadt, aber ich finde 14€ für Ironman 3 schon
mal ne Ansage. Ich würde ja gerne darüber lästern, aber mir fehlen
noch ein wenig die Worte. Ich muss ganz offensichtlich an anderen
Tagen gehen. Sonst kann ich mir Kino nicht leisten.
Klettermöglichkeiten gibt’s hier
auch. Zwei Hallen, die zusammen etwa so groß sind wie die eine,
maßgebliche in Nürnberg. Und die in Nbg ist gerade dabei sich zu
verdreifachen. Aber immerhin kann man bouldern. Nun brauch ich nur
noch nette Leute zum Klettern. Ich tippe ja drauf, dass es keine
Einheimischen sein werden. :D
Was macht der Klene? Das was 6 Monate
alte Babys so machen. Zwei Zähne bekommen, sich drehen, besser
greifen, Brei essen, ziemlich stinken wenn sie kacken, und nur wenig
schlafen. Man könnte ja was verpassen. Und ja, man ist trotzdem der
Meinung dass es das süßeste ist, was auf dem Planten rum eiert.
Aktuell versucht er statt sich aufzusetzen, was er übrigens auch
noch nicht so 100%ig kann, gleich auf die Füße zu bekommen. Wenn er
dann (gestützt natürlich) steht, wankt der Kerl immer ganz wild.
Sieht ein wenig aus wie Joe Cocker unter Drogen. Sprachtechnisch
gesehen sind wir bei Brummgeräuschen, Nanana und lautem quietschen.
Das übrigens durchaus in den Ohren weh tut.
Letzthin habe ich etwas prahlend zu V.
gemeint, dass ich den Kleinen füttern kann, ohne dass alles wie ein
Schlachtfeld aussieht. Kann ich auch. Wenn ich beim nächsten mal
aufpasse, dass der Brei nicht in der Reichweite der Füße steht.
Dann sieht das Kind zwar nicht unbedingt aus wie ein Kriegsopfer,
aber die Küche. Schlimmer als das Desaster wiegt allerdings der
Spott. Der ist schlimm.
Und um auch mal einen ganz aktuellen
Bericht vom Wickeltisch zu geben. Ich steh da so herum, mach die
Windel auf, erwarte nix dramatisches. Und wieder mal falsch! Ich
stelle entsetzt fest, daß der Sohn gekackt hat. Übertrieben? Das
Entsetzen rührt nicht von der schieren Tatsache der braunen Masse,
die Menge und die Verteilung der Menge bereitet mir die Pein. Von
Oberkante Windel bis zum Rücken ist das Kind voll. Aber nach 6
Monaten treibt einen das auch nicht mehr in die Verzweiflung. Der
Kleine jedoch, komplett sinnfrei, kaum dass die Windel weg ist,
greift sich schön an die Eier, und knetet sie genüsslich durch.
Und, oh Wunder, schon sind die Finger braun. Während ich noch verbal
versuche meinen Unwillen über das spielen am Sack – Ich seh schon
dieses lächerliche „Ganz der Papa“ in Euren Augen. Never!!! -
nimmt das Drama seinen Lauf. Die Hand, präziser, die braune Hand,
schießt nach hinten, um ein Stofftier, bevorzugt in weiß zu
greifen. Ich versuche die Hand abzufangen. Mit lauten, aber
vollkommen ineffektiven „Nein, nein“ Rufen. Knapp zu spät kann
ich ein nun nicht mehr ganz weißes Stofftier aus den Fängen Lennys
befreien. Stinkende Fingerfarbe – eine Marktlücke? Um dann zu
sehen wie das Kind, das immer noch in der Körpermitte rundherum eine
unschöne Braunfärbung aufweist, versucht das eingebüßte Tier
durch eine schnelle Rolle zu erhaschen. Eine Rolle von der
Wickelunterlage herunter. Meine zweite Hand stoppt den Versuch, bevor
sich das Kind komplett drehen kann. Hektisch fummle ich nach
irgendwas zum Unterlegen. Papiertücher. Auch wenn die an der Kacke
am Hintern erst mal festkleben. Ich atme erleichtert aus, und stelle
den unangenehmen Geruch beim einatmen fest. Fies. Meine brennenden
Augen weiten sich: Die nicht fixierte Hand ist am Sack. Die war da
eben zwar noch nicht, aber jetzt ist sie da und bewegt sich,
ebenfalls braun verfärbt, zügig Richtung Kindermund. Wo ist der
verfluchte dritte Arm wenn man ihn braucht? Es entwickelt sich ein
kleiner Kampf, der seine Brisanz darin findet, dass Papa ungern
großflächig Kacke am Hemd oder an den Fingern hat. Irgendwann setzt
sich die bessere Kampftechnik und die größere Kraft durch. Gut, der
Kleine hat zwar verloren, aber einen Trumpf hatte er noch im Ärmel.
Also nicht direkt im Ärmel. Auch dieser Trumpf residiert in der
Körpermitte. Stichwort: Der Trumpf ist feucht. Da seht man also,
nass, mit Kacke an den Händen und versucht irgendwie das Kind in
eine neue Windel zu bekommen. Wo ist eigentlich die Frau, wenn man
sie braucht? Frauen haben doch diese „ist-das-alles-niedlich“
Hormone. Die fehlen mir doch. AHHHHHHHHHH!
Heute übrigens beim Geocachen ein
großartiges Schild gefunden.
Selbst die mutigeren unter den jungen
Menschen, die den Wert eines Lebens und auch den Wert eines Lebens
ohne Schmerzen, (OK, A.F. und der ein oder andere mag das anders
sehen, aber wir sprechen hier von sehr unterschiedlichen
Zusammenhängen) noch nicht zu würdigen wissen, werden hier nicht
mit dem Rad rauf oder runter fahren vermute ich.
Soll ich sagen, dass ich versuchen
werde wieder öfter zu schreiben? Ich behaupte es einfach mal. Wird
schon werden. ;)